Für den deutschen Radprofi Simon Geschke entwickelt sich die mental fordernde Corona-Quarantäne in Tokio auch physisch zur Quälerei. "Mir geht es mittlerweile vor allem körperlich nicht so gut, und ich glaube, das liegt eher nicht an COVID-19", sagte der Berliner der Süddeutschen Zeitung (Dienstag-Ausgabe). "Mir tut vor allem der Rücken weh vom vielen im Bett liegen. Mir fehlt auch Sonnenlicht, mir fehlt Bewegung, mir fehlt frische Luft, wir dürfen hier ja nicht mal die Fenster öffnen."
Immerhin besteht Hoffnung auf Linderung: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) "hat zum Glück veranlasst, dass mir eine Rad-Rolle aufs Zimmer geliefert wird", sagte Geschke, "die sollte diesen Dienstag komen." Ansonsten habe er über den DOSB "viel Essen bestellt, das haben sie offenbar mit den Organisatoren abgestimmt, dass wenigstens das geht. Denn das Essen im Hotel ist leider eine Katastrophe." Im Grunde esse er seit vier Tagen Reis mit Sojasauce. Im SID-Interview hatte er sein Olympia-Abenteuer frustriert als "sehr, sehr große Zeitverschwendung" bezeichnet.
Geschke (35) war als erstes und bislang einziges Mitglied der deutschen Olympiamannschaft positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das Straßenrennen am vergangenen Samstag, für das er eigens nach der Tour de France die weite Reise nach Japan angetreten hatte, fand ohne ihn statt. Geschke musste stattdessen das Quartier des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) verlassen, vor Sonntag wird er nicht nach Deutschland fliegen dürfen. Sein Zimmerkollege Emanuel Buchmann (Ravensburg) steckte sich nicht an.
Zu Hause, sagte Geschke, werde er "erst mal ein Bier oder mehrere auf den Schreck" trinken. Zudem freue er sich auf seinen Hund und seine Freundin: "Wobei die Reihenfolge eher lauten müsste: Freundin, Hund, Bier. Und dann gehe ich erst mal richtig schlafen."
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