Tokio/JPN (fn-press). Die erste Entscheidung im Pferdesport bei den Olympischen Spielen in Tokio ist gefallen. Dank der Glanzleistungen aller drei deutschen Teamreiterinnen - Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) mit TSF Dalera, Isabell Werth (Rheinberg) mit Bella Rose und Dorothee Schneider (Framersheim) mit Showtime FRH - gewinnt Deutschland zum 14. Mal die Goldmedaille in der Mannschaftswertung Dressur. Die USA gewinnen die Silbermedaille, Großbritannien folgt auf dem Bronzerang. Insgesamt bewarben sich acht Teams um die Medaillen.
Jessica
von Bredow-Werndl war nicht nur die letzte Starterin des Grand Prix
Special, sie lieferte auch das beste Ergebnis an diesem Tag ab: deutlich
über 84 Prozent - und das, obwohl ihre Trakehnerstute TSF Dalera (v.
Easy Game) sich zu Beginn der Einerwechsel erleichterte und dabei kurz
aus dem Takt kam. „Sie hat gemistet, worüber wir uns ja freuen – und
dass sie nicht stehengeblieben ist, sondern weitergegangen ist. Ich
glaube jetzt nicht, dass das die Leistung geschmälert hat“, sagte
Bundestrainerin Monica Theodorescu.
Zusammen mit dem Ergebnis
von Jessica von Bredow-Werndl kam das deutsche Trio auf 8.178 Punkte und
platzierte sich damit auf Platz eins, mit deutlichem Abstand vor den
US-Amerikanern mit 7.747 Punkten und Großbritannien mit 7.723 Punkten.
„Der große Abstand beschäftigt mich nicht. Das geht Schritt für Schritt.
Ich beschäftige mich mit unseren Pferden und mit unseren Reitern und
dass wir unser Team, so gut es geht, an den Start zu bringen“, sagte
Bundestrainerin Monica Theodorescu. „Alle haben fantastisch geritten, es
zelebriert. Das war große Klasse. Ich habe es wirklich genossen“, sagte
sie. Besonders fasziniert habe sie, dass alle drei ihre Leistung
wiederholen oder sich sogar noch steigern konnten. „Jessis Ergebnis ist
halbwegs ähnlich wie im Grand Prix, sie hat ihre Leistung wiederholt,
die anderen beiden haben nochmal eineinhalb bis zwei Prozent darauflegen
können. Das ist ein Riesenschritt, gerade auf diesem Niveau. Ich bin
sehr stolz auf das Team.“
Als erste Starterin für das deutsche
Team waren Dorothee Schneider mit dem 15-jährigen Hannoveraner Showtime
FRH für das deutsche Team an den Start gegangen. Sie begann mit einem
Paukenschlag: gleich zweimal gab es die 10,0 für die Grußaufstellung.
Weitere Höhepunkte folgten Schlag auf Schlag, lediglich ein falsches
Angaloppieren. Glücklich erklärt Dorothee Schneider nach ihrem Ritt:
"Ich bin ganz, ganz stolz auf mein Pferd, so wie er heute schon auf dem
Abreiteplatz war, immer in Verbindung immer vor mir, er hat mir immer
positiven Druck in die Hand gegeben. Er drückt ab und arbeitet über den
Rücken in die Hand, das war ein Gänsehaut-Gefühl. Das waren gute
Pirouetten heute. Aber wieder ein kleiner Fehler. Beim Übergang aus der
Passage in den Mitteltrab ist er mir einmal kurz angaloppiert, das ist
natürlich schade. Aber er ist auch danach wieder direkt bei mir gewesen
und wir konnten auch den Mitteltrab danach noch zeigen, er hat auch
nahtlos weitergemacht. Ich bin heute wirklich total happy mit dem
Pferd."
Auch Isabell Werth und Bella Rose als zweite deutsche
Starter präsentierten sich in Topform: 83,298 Prozent. "Ich bin total
happy über Bella, sie hat eine fantastische Prüfung gezeigt. Natürlich
würde ich mich über ein paar Punkte mehr auch freuen, aber am Ende des
Tages bin ich lange genug im Sport, dass ich mich erstmal hier über das
Pferd freue. Warum sollte ich mich ärgern, sie ging fantastisch und wir
werden sehen, was heute passiert. Ich war unglaublich happy, dass sie
auch so relaxt war. Am ersten Tag war sie noch sehr eifrig und jetzt war
sie richtig zuhause in dem Viereck", sagte Werth direkt nach ihrem
Ritt. Am Ende des Tages konnte sie sich über ihre siebte Goldmedaille
bei Olympischen Spielen freuen.
Silber ging etwas überraschend
an das US-Team. Großen Anteil hatte daran insbesondere die in
Deutschland geborene Sabine Schut-Kery, die seit Jahren in Kalifornien
beheimatet ist. Sie kam bei ihrem Olympia-Debüt mit ihrem 15-jährigen
Hannoveraner Hengst Sanceo (v. San Remo) auf über 81 Prozent und
sicherte ihrem Team als letzte Reiterin die Silbermedaille. Zum US-Team
gehören außerdem der gebürtige Rheinländer Steffen Peters mit
Suppenkasper sowie Adrienne Lyle mit Salvino. Es ist seit 1948 die erste
Silbermedaille für ein US-Team, allerdings gab es schon sieben Mal
Bronze, zuletzt 2016 in Rio.
Die Bronzemedaille in Tokio
sicherte sich das britische Team, für das die dreifache Olympiasiegerin
Charlotte Dujardin mit dem noch recht unerfahrenen Gio als letzte
Team-Reiterin das beste Ergebnis ablieferte. Fehler in den Einerwechseln
verhinderten ein Ergebnis über 80 Prozent. Ebenfalls im Team startete
auch der 54-jährige Carl Hester, der bereits seit 1992 an Olympischen
Spielen teilnimmt, und in Tokio ein Pferd von seiner Teamkollegin
Durjardin gesattelt hat, den zwölfjährigen Wallach En Vogue. Verstärkt
wird das Trio durch Charlotte „Lottie“ Fry mit dem Rapphengst Everdale.
Endstand:
GER: 8.178,0 Punkte
USA: 7.747,0
GBR: 7723,0
DEN: 7.540,0
NED: 7.478,5
ESP: 7.198,5
SWE: 7.210,0
POR: 6.965,5