Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), fordert besser auf Menschen mit Migrationsgeschichte zugeschnittene Impfangebote. "Nötig ist ein mehrsprachiges und aufsuchendes Informations- und Impfangebot vor Ort", sagte sie der "Rheinischen Post" vom Mittwoch. "Es gibt gute Beispiele in den Kommunen - von Corona-Lotsen, die vor Ort aufklären, über Info-Busse und Lautsprecherwagen bis hin zu mobilen Impfstationen. Diese Beispiele müssen jetzt lokal und kommunal Schule machen."
Widmann-Mauz erinnerte daran, dass jeder und jede Vierte in Deutschland eine Einwanderungsgeschichte hat. Die meisten könnten über deutschsprachige Medien erreicht werden, "aber für Menschen, deren Deutschkenntnisse gering sind, brauchen wir andere Kanäle".
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, forderte angesichts der schleppenden Impfkampagne mehr Einsatz in sozialen Brennpunkten. "Gerade um sozial schwächere Gruppen zu erreichen, müssen wir direkt vor Ort - in den sozialen Brennpunkten - präsent sein", sagte er der "Rheinischen Post".
Es reiche dabei nicht, "buntes Informationsmaterial" zu verteilen. "Wir brauchen mehr niederschwellige, wohnortnahe Impfangebote wie zum Beispiel mit Impfmobilen in den Kiezen", sagte Reinhardt. Auch sollten "Sportvereine, Kulturvereine und die unterschiedlichen Glaubenseinrichtungen" für die Impfkampagne ins Boot geholt werden.
TV-Spots zur besten Sendezeit und verständlich aufbereitete Informationsmaterialien in den sozialen Medien könnten ebenfalls helfen, die Impfbereitschaft in allen Bevölkerungsgruppen zu steigern. "Wir dürfen nichts unversucht lassen, die Menschen zur Impfung zu motivieren", mahnte Reinhardt.
Seiner Überzeugung nach sind die meisten Ungeimpften keine radikalen Impfgegner. "Viele haben sich bislang mit dem Thema noch nicht ernsthaft auseinander gesetzt oder sie schieben diese Entscheidung vor sich her", sagte Reinhardt. "Da hilft nur konsequente Aufklärung."
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