Zur Erholung trugen laut Statistischem Bundesamt vor allem höhere private und staatliche Konsumausgaben bei. Die Statistiker korrigierten zugleich die konjunkturelle Entwicklung im ersten Quartal weiter nach unten: Im Vergleich zum Vorquartal schrumpfte die deutsche Wirtschaft demnach in den ersten drei Monaten des Jahres um 2,1 Prozent - zuvor war der Rückgang auf 1,8 Prozent geschätzt worden.
Im Gesamtjahr 2020, das von der Corona-Pandemie geprägt war, war das BIP um 4,9 Prozent geschrumpft. Am schlechtesten schnitt mit einem Minus von 11,3 Prozent im Vorjahresvergleich das zweite Quartal 2020 ab, in das der erste Lockdown fiel.
Das BIP liege weiterhin unter dem Niveau, das es vor Beginn der Corona-Krise hatte, erklärte das Statistische Bundesamt am Freitag. Im Vergleich zum vierten Quartal 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie, lag das BIP im zweiten Quartal 2021 demnach um 3,4 Prozent niedriger.
Nicht nur in Deutschland, auch in Europa insgesamt ging es zuletzt aufwärts. Die Statistikbehörde Eurostat erklärte am Freitag, das BIP in der Eurozone sei im Vergleich zum Vorquartal um zwei Prozent gestiegen. Für die EU insgesamt ergab sich demnach ein Wachstum von 1,9 Prozent.
Wirtschaftsvertreter warnten, die Erholung stehe auf wackeligen Füßen. "Die aktuell gute Lage in der deutschen Wirtschaft darf nicht über drohende Konjunkturrisiken hinwegtäuschen", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang. "Die globale vierte Corona-Welle und anhaltende Lieferschwierigkeiten bei Vorprodukten drohen die noch intakte deutsche und europäische wirtschaftliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte zu gefährden."
"In eine weitere Infektionswelle hineinzulaufen wäre sehr nachteilig für die exportorientierte deutsche Wirtschaft", fügte Lang hinzu. Es müsse oberste Priorität haben, "weltweit das Impftempo deutlich zu erhöhen und Hilfsmaßnahmen für Schwellen- und Entwicklungsländer auszubauen".
Auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, erklärte, der weg aus der Krise sei "kein Selbstläufer". Vieles hänge nun vom weiteren Pandemieverlauf ab. "Zudem stellen die aktuellen Lieferschwierigkeiten und zum Teil deutlichen Preissteigerungen von Rohstoffen und Vorprodukten die deutsche Wirtschaft noch für eine geraume Zeit vor erhebliche Probleme."
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) betonte, es müsse alles dafür getan werden, "damit der Neustart weiter an Kraft zulegt". Dazu müsse es beim Impfen schneller vorangehen. Außerdem sollten "die notwendigen Unterstützungsprogramme für die Wirtschaft" fortgeführt werden.
Die Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib, sagte voraus, "allein durch den Schwung der letzten Monate wird es im laufenden Vierteljahr wohl ein solides Wachstum geben". Darüber, wie es im Winter weitergehe, entscheide "insbesondere der Impffortschritt der nächsten Monate".
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