Leverkusen (ots) Eltern übersehen häufig die
negativen Folgen ausgeprägter Mediennutzung bei ihrem Nachwuchs. Knapp
drei Viertel der Kinderärzte sind der Meinung, dass Eltern den Umgang
ihrer Kinder mit Computern, Spielekonsolen oder Smartphones völlig
verharmlosen. In ihren Sprechstunden erleben die Mediziner, dass es weit
häufiger die Ärzte als die Eltern sind, die den Gebrauch solcher Geräte
überhaupt thematisieren. Dies sind Ergebnisse der Studie "Smart
Aufwachsen 2019?" der pronova BKK, für die 100 niedergelassene
Kinderärzte befragt wurden.
Nicht nur verharmlosen Eltern aus
Sicht der Kinderärzte den Medienkonsum ihrer Kinder, sie werden auch
ihrer Vorbildfunktion nicht gerecht. Nahezu alle Mediziner beobachten
übereinstimmend, dass Eltern bei der Nutzung digitaler Geräte "nicht
gerade gute Vorbilder" sind. "Kinder wachsen heutzutage damit auf, dass
das Smartphone in der Welt der Großen ständiger Begleiter ist. Auch
Kleinkindern bleibt nicht verborgen, dass sie die Aufmerksamkeit ihrer
Eltern ein Stück weit mit diesen Geräten teilen müssen - mit teils
dramatischen Folgen für die kindliche Entwicklung", sagt Patrizia Thamm,
Psychologin bei der pronova BKK.
Lediglich knapp 20 Prozent
der Kinderärzte sind sich sicher, dass Eltern die Probleme ihrer Kinder
überhaupt wahrnehmen, die Smartphones und Tablets verursachen. Weitere
40 Prozent glauben, dass Mütter und Väter zumindest eine Ahnung von den
Auswirkungen haben. Die übrigen 40 Prozent halten die elterliche
Wahrnehmung bei diesem Thema für eher eingeschränkt. "Dass Eltern den
Medienkonsum so wenig als Problem erkennen, macht es noch schwieriger,
den Kindern zu helfen und die negativen Auswirkungen zu bekämpfen", sagt
Thamm von der pronova BKK.
In der Sprechstunde kaum Thema
Hinzu kommt, dass Eltern das Thema elektronische Medien selten von selbst mit in die Sprechstunde bringen. Nur acht Prozent der Kinderärzte berichten, dass sie von Vätern oder Müttern häufig darauf angesprochen werden, 38 Prozent sagen, dass dies manchmal passiere. 87 Prozent der Pädiater dagegen kommen von sich aus auf das Thema zu sprechen.
Kinderärzte: Smartphones machen krank
Gleich eine ganze Reihe von Krankheitssymptomen führen Kinderärztinnen und -ärzte auf übermäßigen Medienkonsum zurück. Dazu gehören laut Befragung Übergewicht, soziale Auffälligkeiten, motorische Defizite und Lernentwicklungsstörungen. Zugleich sehen die Experten diese Probleme auf dem Vormarsch. So berichten 79 Prozent der befragten Ärzte, dass sie in den vergangenen fünf Jahren verstärkt soziale Auffälligkeiten bei ihren jungen Patienten feststellen. 75 Prozent registrieren, dass immer mehr Kinder zu viel wiegen. 82 Prozent stellen schon heute eine soziale Isolation des Nachwuchses fest, für die sie die Mediennutzung mitverantwortlich machen.
Zur Studie
Die Studie "Smart Aufwachsen 2019?" wurde im Oktober 2019 im Auftrag der pronova BKK im Rahmen einer Online-Befragung durchgeführt. Bundesweit wurden 100 niedergelassene Kinderärztinnen und Kinderärzte befragt.
Bildunterschrift: Kinderärzte:
Eltern verharmlosen das "Smartphone-Problem" / Studie "Smart Aufwachsen
2019?" der pronova BKK - Kinderärzte: Eltern verharmlosen das
"Smartphone-Problem"
Quelle: "obs/pronova BKK"
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