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Neuer Corona-Indikator gefordert

Neue Forderungen nach Abschied von Inzidenz als zentralem Corona-Indikator

Vor der Bund-Länder-Konferenz am Dienstag zur Corona-Lage nehmen die Forderungen nach einem Abschied von der Inzidenz als zentralem Richtwert zu. Der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) sagte der Zeitung "Die Welt" (Samstagsausgabe): "Wir brauchen einen neuen Wert, der das aktuelle Infektionsgeschehen beschreibt und Inzidenz und Impfquote nachvollziehbar miteinander ins Verhältnis setzt".

Bovenschulte betonte, dank der Impfungen sei es mittlerweile "deutlich unwahrscheinlicher" geworden, dass sich Menschen mit dem Coronavirus anstecken oder daran erkranken: "Noch unwahrscheinlicher ist es, schwer zu erkranken". Dies müsse "in möglichen neuen Corona-Regeln zum Ausdruck kommen".

Auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) forderte Bund und Länder auf, sich "zwingend gemeinsam auf neue Parameter für die Bewertung der Gefährdungslage verständigen". Zudem seien gemeinsame Kriterien für den Umgang mit Geimpften, Genesenen und Getesteten seien nötig. Dazu solle gehören, dass Ungeimpfte "ab einem noch festzulegenden Zeitpunkt im Herbst ihre Tests auch selbst bezahlen müssen – natürlich mit Ausnahme derer, die beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können", sagte Weil der "Welt".

Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen steigt seit Wochen in Deutschland wieder kontinuierlich an und überschritt an diesem Freitag erstmals seit dem Frühjahr wieder die Marke von 20. Bei dem Wert handelt es sich um die Zahl der Ansteckungsfälle pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche. 

Seit Ausbreitung der Pandemie nach Deutschland war die Inzidenz ein zentraler Richtwert für die Verhängung und Lockerung von Corona-Restriktionen. Hintergrund der inzwischen entbrannten Diskussion um die Bedeutung der Inzidenz ist unter anderem die hohe Impfquote unter älteren Menschen sowie Menschen mit Vorerkrankungen, die dazu beiträgt, dass es weniger Infektionsfälle mit schwerem Krankheitsverlauf gibt. 

Insgesamt sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) inzwischen rund 54 Prozent der deutschen Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Zwar ist bei dem vollständigen Impfschutz weiterhin eine Ansteckung möglich - doch ist das Risiko einer Erkrankung nach Infektion signifikant reduziert. 

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte deshalb bereits vor einigen Wochen erklärt, dass der Inzidenzwert an Aussagekraft verliere. RKI-Chef Lothar Wieler plädierte laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung von Ende Juli jedoch dafür, an der Inzidenz als "Leitindikator" festzuhalten. 

dja