Mit einem Nettoeinkommen von 781 Euro oder weniger gilt eine alleinstehende Person als arm (Quelle: statista.com). Und auch in Münster gehören Rentner*innen immer öfter zur der von Armut betroffenen Gruppe. Unterbrochene Berufsbiografien, Zeiten der Arbeitslosigkeit, der Kindererziehung oder auch der Teilzeitarbeit spielen neben dem demografischen Wandel hier eine entscheidende Rolle. Private Vorsorge konnte oftmals nicht getroffen werden.
Und nun stehen sie da. Unsere Eltern und Großeltern. Angewiesen auf die Grundsicherung vom Sozialamt, angewiesen auf Anträge und Formulare, wenn mal etwas außerhalb der Reihe angeschafft werden muss. „Die sollen doch froh sein, dass es diese Art der Grundsicherung gibt“ sagen viele. „Die können doch zur Tafel gehen…“ sagen einige. Doch nicht jeder Bedürftige findet den Weg zum Sozialamt. Scham, Angst und Hilflosigkeit stehen oft im Wege. Und was ist mit denen, die mit ihrer Rente knapp über der Bemessungsgrenze liegen und keinen Anspruch auf Unterstützung haben, bei denen jedoch die laufenden Kosten wie GEZ, Telefon und Miete weiter bedient werden müssen. Und vor allen Dingen: was ist bei all diesen armen „Alten“ mit dem Leben? Mit der Teilhabe an der Gesellschaft, dem sozialen Miteinander und dem Erfüllen kleiner Wünsche. Wenn ein Café-Besuch zum Luxus wird, bleiben nicht mehr viele Möglichkeiten. Theater, Kunst, Reisen? Davon können diese Rentner*innen nur träumen.
Für die Erfüllung einiger Träume kämpfen seit 2016 in Münster Frau Gisela Winkler und Andrea Moraldo unter dem Dach des Vereins „LichtBlick Seniorenhilfe“. Für die engagierten Frauen ist ihre Arbeit eine Herzensangelegenheit.
Und sie kämpfen sehr erfolgreich. Aus zunächst 40 Rentner*innen sind 800 Bedürftige geworden. Die Geschichten sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Eines habe sie jedoch stets gemein. Sie erzählen von Not, Verzweiflung, Hoffnung und kleinen Freuden – sind oft rührend und berühren. So wie die Geschichte der 83-Jährigen, die sich in der Adventszeit an den Verein wandte. Verzweifelt berichtete sie von ihrem pflegebedürftigen inkontinenten Mann, um den sie sich liebevoll kümmert. Als die Waschmaschine ausfiel, wusch sie die Wäsche wochenlang in der Badewanne. Am Ende ihrer Kraft, in Tränen aufgelöst, wandte sie sich dann an „LicktBlick“. Als der Verein ihr die neue Waschmaschine inklusive Waschpulver besorgte, waren es Freudentränen. Oft sind es die bescheidenen Wünsche, die sprachlos machen. Im Rahmen der Wunschbaum-Aktion beim Möbelhaus Höffner hing der Wunschzettel einer 81-jährigen Frau, die sich neue Unterhosen für ihren Mann wünschte. Am Ende wurde ihr Zettel 3 x gewählt und die Freude über 4 Pakete mit Unterwäsche war riesig. Das kleine Glück! Auch über zwei Taschentücher, die sich ein älterer Herr auf seinem Zettel wünschte.
„Ganz wichtig für unsere Arbeit ist ein gutes Netzwerk. Dies aufzubauen – da sind wir dran. Auch nach vier Jahren noch“ so Andrea Moraldo. „Neben der reinen Geldbeschaffung, dem Fundraising, der Akquise und der Spendensammlung ist daher die Öffentlichkeitsarbeit, die Vermarktung und die Kommunikation für die LichtBlick ein wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit. Im besten Falle erreichen wir drei Ebenen. Die Geldgeber und Spender, die Multiplikatoren wie Sozialämter, Diakonie oder Caritas und natürlich die Betroffenen selbst. Nur wenn dieser Dreiklang gelingt, können wir nachhaltig helfen.“
Wenn die Rentner*innen einmal bei LichtBlick registriert sind, dann bleiben sie es auch. Bis zu ihrem Tode.
Zur regelmäßigen Arbeit des Vereins gehört auch der Versand von Lebensmittelpaketen an Schwache, Kranke und geistig Verwirrte, die ihren Einkauf nicht mehr selbst bewältigen können. „Aktuell verschicken wir 25 Pakete jede Woche. Es gibt eine Herren- und eine Frauenbox, da Frauen eher selbst kochen. In einer Woche gibt es was für die Brotzeit, in der anderen die Zutaten für eine Mahlzeit. Gerade in der Coronazeit merkte man, dass die Leute sich sehr schlecht ernährt haben. Das ist eine tolle Arbeit, weil jeder ein Stückchen Hoffnung mitnimmt.“ so Moraldo. „Die Weihnachtsaktionen machen besonders viel Spaß. Dann werden Briefe geschrieben, liebevoll gestaltet vom Literaturkreis der Annette von Droste Hülshoff-Stiftung und den Paketen beigelegt. Oft fehlt es ja nicht nur am Geld, es ist das einzige Geschenk und die Empfänger freuen sich am meisten über ein nettes Wort, die Aufmerksamkeit, das nicht Vergessen sein.“
Die Klientel der Bedürftigen reicht vom LKW-Fahrer bis hin zum Architekten, der Anteil der Frauen ist mit 80 % besonders hoch. Jeder/jede, der/die eine Rente bezieht und das 60. Lebensjahr vollendet hat, kann auf die Unterstützung des Vereins zählen. Aber auch die Jüngeren gehen nicht ohne Antwort wieder nach Hause. So vermittelt der Verein Kontakte zu Stiftungen oder anderen relevanten Stellen, die weiterhelfen können.
Aber nicht nur die Erfüllung existentieller oder materieller Dinge sind Gisela Winkler und Andrea Moraldo wichtig. Denn manchmal ist ein Konzertbesuch, ein gemeinsamer Tagesausflug oder einfach der Café-Termin mit Freund*innen für die Rentner*innen im doppelten Sinne unbezahlbar. Denn der Wunsch nach kultureller und sozialer Teilhabe ist bei unseren Renter*innen mindestens ebenso groß, wie der Wunsch nach einem neuen Paar Winterschuhe. Auch hier unterstützt LichtBlick.
Wir haben ihnen vieles zu verdanken. Unseren Eltern und Großeltern. Wir sollten sie nicht allein lassen!
Gemeinsam gegen Alterarmut. So geht´s beim Verein LichtBlick Seniorenhilfe:
· Eine einmalige Spende zur Soforthilfe
· Die Übernahme einer Patenschaft für 35,00 Euro/Monat
· Die Finanzierung von Lebensmittelgutscheinen in Höhe von 25,00 Euro
Gemeinsam gegen Altersarmut. Hier geht´s zum Verein LichtBlick Seniorenhilfe:
https://seniorenhilfe-lichtblick.de/so-helfen-sie/