Kiel / Ahrtal (Rheinland Pfalz) - (ots) - Seit
Beginn des Einsatzes um Sturmtief "Bernd" in Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz ist das Technische Hilfswerk (THW) ununterbrochen im
Einsatz. Jetzt erreichten die Einsatzkräfte dabei einen großen
Meilenstein: Sie knackten die Marke von einer Million
Einsatzstunden. In dieser Zeit haben insgesamt 9537 Helferinnen und
Helfer aus 615 der 668 Ortsverbände des THW Menschen gerettet, Trümmer
beseitigt, Trinkwasser bereitgestellt und Ufer mit Fähren und
Brücken verbunden. "Unsere ehren- und hauptamtlichen Einsatzkräfte
erbringen in den letzten Wochen tagtäglich Höchstleistungen. In
den vergangenen vier Wochen wurden fast so viele Einsatzstunden
wie im gesamten vergangenen Jahr geleistet.", sagt THW-Präsident
Gerd Friedsam.
In den 1.000.000 Stunden haben täglich bis zu 4.000
THW-Einsatzkräfte zahlreiche Aufgaben wahrgenommen, um die
Unwetterschäden in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu
beseitigen. Im Schnitt sind dabei rund 100 Stunden ehrenamtliches
Engagement je Helfendem angefallen. Das entspricht circa zweieinhalb
Arbeitswochen einer Vollzeitkraft, die jede Helferin und jeder Helfer in
staatlichem Auftrag ehrenamtlich für das THW im Einsatz verbracht hat.
Oder anders betrachtet, rund 495 Arbeitsjahren einer einzelnen
Vollzeitkraft mit 40h-Arbeitswoche.
Eine Million Einsatzstunden sind nicht nur eine große
Herausforderung für die Einsatzkräfte, sondern auch für deren
Familien, die auf Elternteile, Partner oder Geschwister
verzichten müssen.
Und auch ohne engagierte Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber der Ehrenamtlichen, die auf Mitarbeitenden zugunsten des Einsatzes im THW verzichten, hatte ein Einsatz dieser Dimension nicht stattfinden können.
"Für die gezeigten Leistungen der letzten Wochen danke ich allen Einsatzkräften. Mein Dank gilt aber genauso den Angehörigen und Arbeitgebenden die den Einsatz unserer Ehrenamtlichen ermöglichen.", bedankt sich Gerd Friedsam. Damit die Einsatzkräfte aus ganz Deutschland, dazu gehören nicht nur die vom THW auch die von Feuerwehr, Polizei, Sanitätsorganisationen und anderen Hilfeleistungsorganisationen, nach dem Einsatz so untergebracht sind, dass sie für die nächsten Schichten regenerieren können, Einsatzgerät gewartet und repariert wird hat das THW das Konzept der Bereitstellungsräume (BR) entwickelt.
Mit der Erfahrung von Oderhochwasser 1997 und den Elbefluten 2002 und
2013 haben die beiden Landesverbände Bremen-Niedersachsen und Küste den
BR 500 entwickelt. Das Konzept hat sich bei Großübungen und den beiden
Bundesjugendlagern 2016 und 2019 bewährt und wurde weiterentwickelt. Es
kann immer wider Lage-angepaßt werden. So startete der BR Nord im
Fahrerlager am Nürburgring am 18. Juli mit einem solchen
Bereitstellungsraum, der in Spitzenzeiten nicht nur 500 sondern bis zu
5.000 Einsatzkräfte und deren Einsatzgerät und Fahrzeuge versorgte und
wartete.
Die Nutzungsvereinbarung zwischen dem Betreiber des Nürburgrings und
dem Land Rhein-land-Pfalz läuft am 15. August aus. Um weiterhin
Einsatzkräfte in unmittelbarer Nähe zum Schadensort in Rheinland-Pfalz
versorgen zu können, zieht der BR von der Rennstrecke auf den
Parkplatz B5 des Nürburgrings.
Umzug BR Nürburgring in den BR Camp
Damit wird aus dem BR Nürburgring der BR Camp. Für den neuen BR
Camp wurde der Platz zunächst befestigt.
Zunächst wurden in enger
Zusammenarbeit mit der Bundeswehr mehrere Dutzend doppelwandige Zelte
mit Heizung und Fußböden aufgebaut. Weiterhin wurden Sanitär- und
Bürocontainer aufgestellt und für die nötige Infrastruktur gesorgt. Für
diesen Umzug wurden zusätzliche Einsatzkräfte herangezogen, so dass
dieser Umzug in keiner Weise den Einsatz im Ahrtal einschränkte.
Am 10. August 2021 zogen bereits die ersten Einsatzkräfte in die
neue Zeltstadt ein.. Geplant ist, dass der BR Camp am
kommenden Wochenende alle Kräfte willkommen heißen kann.
Fakten zum BR Nürburgring der ersten 3 Wochen :
- Versorgung von bis zu ca. 5.000 Einsatzkräften des THW, den
Feuerwehren, der Polizei, der Bundeswehr und anderen
Hilfsorganisationen
- 300 Zelte
- 47.000 Übernachtungen
- 121.000 Mahlzeiten
- fünf Kilometer Stromkabel verlegt
- 300.000 Liter Diesel ausgegeben
- Betrieb einer Material- und Kfz-Instandhaltung
Ausblick
Das THW ist darauf eingestellt, noch weitere Wochen bis Monate
mit dem Aufbau und Betrieb von Notversorgung sowie mit dem
behelfsmäßigen Wiederaufbau von Infrastruktur im Einsatz zu sein. Somit
war dies ein Umzug,um zu bleiben und um weiterzuhelfen. Aufgrund der
sich im Verlaufe des Einsatz sich verändernden Anforderungen ist der
neue Bereitstellungsraum etwas kleiner ausgelegt.
Schwerpunktmäßig entwickeln sich die Einsatzschwerpunkte in Richtung
Wiederaufbau der Infrastruktur.
Neben dem Notbrückenbau an der Ahr, in
den kommenden Wochen werden auch die ehrenamtlichen Helferinnen und
Helfer der Fachgruppen Brückenbau aus Pinneberg und HH-Altona in den
Einsatz kommen, sind das die Ver- und Entsorgung mit Trink- und
Abwasser.
Dritter Schwerpunkt ist die Wiederherstellung der Elektroversorgung.In
Folge des Startregenereignisses "Bernd" hat das Wasser Trafostationen
und Stromnetze zerstört. Viele Menschen in der Unwetterregion sind seit
Tagen ohne Strom. Es wurde daher für die Notstromversorgung und den
Wiederaufbau der zerstörten Elektroinfrastruktur ein eigener
Untereinsatzabschnitt eingerichtet.
Derzeit sind 25 Elektrospezialistinnen und -spezialisten des THW aus
verschiedenen Fachgruppen Elektro in Bad Neuenahr-Ahrweiler im Auftrag
des zuständigen Netzbetreibers im Einsatz. Der Netzbetreiber muss die
Zuleitungen zu den einzelnen Häusern durchmessen, um Schäden zu erkennen
und beheben zu können. Dies erfolgt pro Straßenzug und ist nur möglich,
wenn die einzelnen Hausanschlusssicherungen in den jeweiligen Häusern
gezogen sind.
Die Aufgabe der ehrenamtlichen THW-Elektrofachkräfte
hierbei ist das Ziehen der Sicherungen in den Hausanschlusskästen der
betroffenen Wohnhäuser und Straßenzüge sowie das anschließende Reinigen
der Hausanschlusskästen.
Die Wohnhäuser werden nur im Beisein der Eigentümerinnen und Eigentümer betreten. Wo dies nicht möglich ist, erfolgt der Zutritt gemeinsam mit der Polizei. Schon über 2.000 Haushalte konnten wieder an das Stromnetz angeschlossen werden. An vier Einspeisepunkten sorgt dasTHW mit mobilen Netzersatzanlagen, mit 725 kVA-Einspeisung für Strom in den Haushalten.
THW Landesverband Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein
Titelbild: Eine spannende Aufgabe - die Wiederherstellung des ausgefallenen Stromnetzes.
Foto: THW-Mediateam