Trotz dieses Befunds verteidigte Seehofer die Entscheidung für den Einsatz nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. "Es gibt in der Außenpolitik Entwicklungen, die scheitern - trotz bester Motivation", sagt er. "Die Motivation für den Einsatz in Afghanistan war damals berechtigt." Einer der wichtigsten Gründe sei die "Bündnistreue gegenüber den Amerikanern" gewesen.
"Aber im Ergebnis ist der langfristige Einsatz nach 20 Jahren relativer Stabilität gescheitert", sagte Seehofer. "Das ist das Betrübliche." Ein erneutes militärisches Eingreifen am Hindukusch schloss der Minister aus. Jetzt schlage die Stunde der Außenpolitik, die auf europäischer Ebene abgestimmt werden müsse. Doch gerade das geschehe zu wenig. "Leider ist die europäische Kommission in dieser so entscheidenden Phase sehr zurückhaltend", kritisierte Seehofer.
In Afghanistan sind die radikalislamischen Taliban auf dem Vormarsch. Nach der Einnahme der Provinzhauptstadt Pul-i-Alam lagern sie nur noch rund 50 Kilometer von Kabul entfernt. In die afghanische Hauptstadt sind viele Menschen vor den Islamisten geflohen.
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