Der Diplomat wolle in seinen Gesprächen in Doha darauf hinwirken, "dass auch Ortskräfte sich an den Flughafen begeben können und auch ausgeflogen werden können", sagte Maas. Bislang können nach seinen Angaben nur ausländische Staatsbürger die Taliban-Kontrollposten auf dem Weg zum Flughafen der Hauptstadt Kabul passieren, afghanische Bürger würden zurückgewiesen.
Maas sagte, die Luftwaffe wolle noch im Laufe der Nacht zum Mittwoch zusätzlich zu den 132 bereits aus Kabul ausgeflogenen Menschen 180 weitere außer Landes bringen. Sie sollten von der Luftwaffe in die usbekische Hauptstadt Taschkent gebracht werden, von wo aus sie in Lufthansa-Flugzeugen die Weiterreise nach Deutschland antreten könnten.
Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte bei dem gemeinsamen Presseauftritt mit Maas, die ersten beiden deutschen Evakuierungsflüge hätten Bürger aus insgesamt 15 Nationen von Kabul nach Taschkent gebracht. Die Luftbrücke solle "so lange wie möglich" aufrecht erhalten werden.
"So lange es möglich ist, fliegen wir Menschen aus Kabul heraus", sagte Kramp-Karrenbauer. Dies gelte für deutsche Staatsbürger, einheimische Ortskräfte, besonders gefährdete Afghaninnen und Afghanen sowie für Menschen aus anderen Ländern.
Die Ministerin fügte hinzu: "Ich will noch einmal erwähnen, das ist ein komplexer Einsatz, und es ist ein gefährlicher Einsatz, und deswegen sind unsere Gedanken im Moment bei denen, die vor Ort in Kabul sind."
Maas berichtete über seine vorangegangenen Beratungen mit den EU-Außenministern. Die Ressortchefs seien "zu dem Ergebnis gekommen, dass wir die Taliban an den Taten messen werden", sagte Maas. Wichtig sei, "dass diese Übergangsphase jetzt eine friedliche wird", sagte er. Die künftige afghanische Regierung müsse zeigen, ob man ihren Aussagen "auch Glauben schenken kann".
Die Taliban waren am Sonntag nach einem rasanten Eroberungsfeldzug in Kabul einmarschiert. Der bisherige afghanische Präsident Aschraf Ghani floh ins Ausland.
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