"Die vorliegenden Daten zeigen sehr eindeutig, dass der Schutz gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2 nach den ersten Impfdosen über die Zeit abzunehmen beginnt", hoben die Chefs einer Reihe von US-Gesundheitsbehörden in einer gemeinsamen Erklärung hervor. "In Verbindung mit einer Dominanz der Delta-Variante sehen wir Hinweise auf einen reduzierten Schutz gegen milde und moderate Krankheitsverläufe."
Außerdem könne der Schutz gegen schwere und tödliche Erkrankungen in den kommenden Monaten abnehmen, insbesondere für Risikogruppen, die zu Beginn der Impfkampagne ab Dezember 2020 geimpft worden waren. Deswegen seien auch als Booster-Impfungen bekannte Auffrischungsimpfungen nötig, um den Impfschutz zu "maximieren" und die Dauer des Impfschutzes zu verlängern.
Vom 20. September an dürften zunächst vor allem medizinisches Personal, Altenheim- und Pflegeheimbewohner sowie grundsätzlich Senioren ihre dritte Impfdosis erhalten. Zunächst muss die Arzneimittelbehörde FDA die dritte Impfdosis aber noch offiziell genehmigen. Die Erklärung wurde unter anderem von der Chefin der Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky, der geschäftsführenden FDA-Leiterin Janet Woodcock und dem obersten medizinischen Corona-Berater des Weißen Hauses, Anthony Fauci, veröffentlicht.
In den USA hatten Corona-Impfungen mit den Wirkstoffen von Biontech-Pfizer und Moderna, bei denen jeweils zwei Impfdosen notwendig sind, im vergangenen Dezember begonnen. Seit März ist auch der Impfstoff des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson im Einsatz. Ob auch hier eine Auffrischungsimpfung notwendig sein wird, wird derzeit noch geprüft, es gilt aber als wahrscheinlich.
Die FDA hatte bereits vergangene Woche eine dritte Corona-Impfdosis für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem zugelassen. Am Montag erklärten Biontech und Pfizer, bei der Arzneimittelbehörde Unterlagen für eine künftige grundsätzliche Zulassung einer Booster-Impfung eingereicht zu haben.
In Deutschland könnten auch von September an Risikogruppen eine Auffrischungsimpfung erhalten. Allerdings sind Pläne für eine Verabreichung einer dritten Impfdosis nicht unumstritten, weil in ärmeren Ländern viele Menschen noch gar nicht geimpft sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mahnt, der Fokus der weltweiten Impfkampagne müsse darauf liegen, dass ärmere Länder mehr Impfstoff für Erst- und Zweitimpfungen erhalten.
In den USA haben bereits rund 200 Millionen Menschen und damit 60 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist durchgeimpft. Von den Erwachsenen wurden 72 Prozent mindestens ein Mal geimpft, 62 Prozent sind vollständig geimpft.
In den vergangenen Wochen ist die Zahl der Corona-Infektionen in den USA wegen der Ausbreitung der Delta-Variante aber sprunghaft angestiegen. Derzeit werden täglich mehr als 120.000 Neuinfektionen gemeldet. In den USA sind bereits mehr als 623.000 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Das ist die mit Abstand höchste Zahl der bestätigten Todesfälle weltweit.
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