Politik - (ots) - Wenige Wochen vor der Bundestagswahl verliert die Aussicht auf ein schwarz-grünes Regierungsbündnis bei den Führungskräften aus Wirtschaft, Politik und staatlichen Behörden in Deutschland deutlich an Zuspruch. Dies ist ein Ergebnis des jüngsten "Elitepanels" im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und des Wirtschaftsmagazins CAPITAL durch das Institut für Demoskopie in Allensbach, das heute in FAZ und CAPITAL erscheint (EVT 19. August 2021, CAPITAL 9/2021). Demnach fänden aktuell noch 58 Prozent der befragten Top-Manager und Spitzenpolitiker eine Koalition aus Union und Grünen gut, neun Prozentpunkte weniger als noch zum Jahreswechsel und elf Punkte weniger als im Herbst 2019. Gleichwohl stellt sich eine Mehrheit von immer noch 55 Prozent auf genau dieses Bündnis nach der Bundestagwahl ein (26 Prozentpunkte weniger als zum Jahreswechsel), mehr als 60 Prozent der Befragten hofft zudem auf eine Regierungsbeteiligung der FDP, etwa in einer Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP.
Bei den Spitzenkandidaten liegt Unions-Kandidat Armin Laschet deutlich vor seinen beiden Konkurrenten von SPD und Grünen, Olaf Scholz und Annalena Baerbock. Ginge es allein nach den Top-Managern und Managerinnen aus der Wirtschaft sowie den Entscheidern aus Politik und Verwaltung, so könnte Laschet mit deutlich über 60 Prozent Zustimmung rechnen, Scholz käme klar dahinter mit Zustimmungswerten von knapp 20 Prozent, Baerbock sogar nur auf etwa 5 Prozent. Vor allem für Scholz sind diese Werte ein Dämpfer, versucht er in seiner Wahlkampagne besonders mit seiner Erfahrung als Minister und Krisenmanager zu punkten. Tatsächlich liegt Scholz in seinen persönlichen Werten sogar zum Teil deutlich vor Laschet in der Umfrage, offensichtlich lassen sich diese hohen Werte bei Kompetenz und Durchsetzungsvermögen bislang aber nur schwer in echte Wählerstimmen übersetzen.
Ungeachtet der offenen Wahl und einer drohenden vierten Corona-Welle hat sich der große wirtschaftliche Optimismus bei den Entscheidern verfestigt. So geben 89 Prozent der Befragten an, sie rechneten mit einem Aufschwung in den kommenden sechs Monaten, lediglich vier Prozent sind hier noch skeptisch. Gegenüber der letzten Umfrage zum Jahreswechsel ist dies ein Zuwachs bei den Optimisten von 33 Prozentpunkten. Dazu passt, dass 88 Prozent der Manager und Managerinnen die Auftragslage ihres Unternehmens als "gut" oder "sehr gut" bezeichnen. Während für die große Mehrheit die Pandemie durch die Impfkampagne ihren Schrecken verloren hat - 63 Prozent rechnen damit, dass das Corona-Virus bewältigt wird, 90 Prozent erwarten sogar keinen neuerlichen Lockdown in einer vierten Infektionswelle -, gilt nun der Material- und Rohstoffmangel als Risiko für den Aufschwung: Immerhin 70 Prozent glauben, die Lieferengpässe könnten den Aufschwung gefährden. Und anders als die meisten Ökonomen erwarten die Führungsspitzen der Wirtschaft mehrheitlich ein dauerhaftes Anziehen der Inflationsrate: 61 Prozent der Befragten gaben an, die Inflationsrate werde sich auch langfristig auf einem höheren Niveau einpendeln, lediglich 36 Prozent sagen, die höheren Raten seien nur ein vorübergehendes Phänomen.
Vom 5. bis 30. Juli befragte das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag von CAPITAL und FAZ 501 Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Darunter waren diesmal: 93 CEOs und Geschäftsführer von Unternehmen mit mindestens 20.000 Beschäftigten, 18 Minister, Ministerinnen und Länderchefs sowie 32 Leiter von Bundesbehörden. Es ist damit die am prominentesten besetzte Umfrage Europas.
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