Eine Böschung besteht aus drei Dingen: Boden, Luft und Wasser. Die Standsicherheit einer Böschung hängt im Wesentlichen von diesen drei Faktoren bzw. deren Zusammenspiel und dem Böschungswinkel ab. Entscheidend ist dabei die Beschaffenheit und Widerstandsfähigkeit (Scherfestigkeit) des Bodens. Zum Beispiel hat fester Lehmboden eine höhere innere Haftfestigkeit (Kohäsion) als Sand oder Kies. Je nach Beschaffenheit kann ein Boden daher unterschiedliche Mengen an Wasser aufnehmen.
Bei der Standsicherheit mit zu berücksichtigen ist auch die Belastung
oberhalb der Böschung und ebenso der Verlauf und die Höhe des
Grundwasser-/ Schichtenwasserstandes.
Vor dem Bau einer Böschung
findet eine so genannte Standsicherheitsberechnung durch einen
Bodengutachter statt. Bei der Berechnung werden Bemessungswasserstände
angenommen. In unmittelbarer Nähe zu Flüssen wird hierbei auch der
Flusswasserstand berücksichtigt, zum Beispiel ein 10-, 50- oder
100-jähriger Hochwasserstand.
Bei einem außergewöhnlichen Hochwasser – wie im Juli 2021 – kann das Grundwasser aber über diesem Bemessungswasserstand liegen. Eine normale Erdfeuchte des in der Böschung enthaltenen Bodens wirkt sich auf die Standfestigkeit einer Böschung positiv aus, bei derartigen Starkregenereignissen allerdings nimmt dessen Wassergehalt deutlich zu, sodass die Böschungen aus unterschiedlichen Gründen ins Rutschen kommen können. Zum einen reduziert sich durch die Wassersättigung des Bodens dessen Scherfestigkeit, was zu so genannten Böschungs- und Grundbrüchen führen kann. Zum anderen werden durch ausströmendes Grundwasser Bodenteilchen mit ausgespült und verursachen Erosionsschäden.
Starkregen kann jedoch nicht nur Böschungen in unmittelbarer Flussnähe beschädigen, auch bei anderen Böschungen können Erosionsschäden und Ausspülungen auftreten, wenn der Regen den Boden mitreißt.
Warum können auch nach dem Hochwasser noch Böschungen abrutschen?
Böschungen rutschen nicht nur direkt nach dem Hochwasser ab, dies kann – unter gewissen Umständen – auch einige Zeit danach noch der Fall sein. Denn nach dem Rückgang des Hochwassers sinkt der Grundwasserstand je nach Boden unterschiedlich schnell. Kommen dann erneut starke Regenfälle hinzu, steigt der Wassergehalt innerhalb der Böschung wieder an. Dieses Wasser verdrängt die in der Böschung enthaltene (leichtere) Luft und die Bodenteilchen haben keine Haftfestigkeit mehr – Böschungsrutschungen können die Folge sein.
Damit Böschungsrutschungen möglichst frühzeitig auffallen, fahren die Straßenmeistereien die entsprechenden Strecken regelmäßig ab und kontrollieren Böschungen auf Risse oder Verschiebungen.
strassen.nrw
THW Foto: Über die Plastikplane legten die THW-Kräfte Baustahl und befestigten so das wasserabweisende Konstrukt.
Quelle: THW/Nicole Endres