Biden ist wegen der Rückkehr der radikalislamischen Taliban an die Macht nach dem von ihm angeordneten Abzug fast aller US-Truppen aus Afghanistan massiv in die Kritik geraten. Die USA und andere westliche Länder bemühen sich derzeit hektisch darum, eigene Staatsbürger und afghanische Ortskräfte samt Familien aus Afghanistan in Sicherheit zu bringen.
Vor den Toren des Flughafens drängen sich schon seit Tagen tausende verzweifelte Menschen, die auf einen Platz in einem Evakuierungsflieger hoffen. Am Samstag wurden die Tore deshalb zeitweise ganz geschlossen. Daraufhin kam es zu Panik und Gedränge, mehrere Menschen kamen darin ums Leben. Auch die Evakuierungsflüge gerieten ins Stocken.
Biden sagte zu den dramatischen Szenen am Flughafen, es sei nicht möglich, derart viele Menschen in Sicherheit zu bringen, ohne dass es dabei "Schmerz und Verlust und herzzerreißende Bilder gibt, wie man sie jetzt sieht". Zur Begründung für das Festhalten am Zeitplan des Evakuierungseinsatzes wies der Präsident auf eine mögliche Bedrohung durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hin: "Wir wissen, dass Terroristen versuchen könnten die Situation auszunutzen. Es ist immer noch ein gefährlicher Einsatz."
Bis Sonntagabend seien durch die USA oder mit deren Hilfe etwa 30.300 Menschen auf Flügen der US-Armee oder verbündeter Länder ausgeflogen worden, erklärte das Weiße Haus. Laut Biden sollen insgesamt bis zu 15.000 US-Bürger und mindestens 50.000 afghanische Verbündete und deren Familien aus dem Land in Sicherheit gebracht werden.
Die USA verpflichteten inzwischen sechs US-Fluggesellschaften, insgesamt 18 Maschinen zur Verstärkung des Evakuierungseinsatzes bereitzustellen. Die zivilen Flugzeuge sollen dabei nicht in Kabul selbst landen, sondern beim Weitertransport von Geretteten von US-Luftstützpunkten in ihre Zielländer helfen.
Die EU und Großbritannien halten eine Rettung aller Schutzbedürftigen aus Afghanistan bis Ende August angesichts der chaotischen Zustände für unrealistisch.
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© Agence France-Presse