Die Unterschiede in den Vorstellungen von Bahn und GDL seien "überhaupt nicht so groß, als dass sie diese gravierenden Auswirkungen für die Mobilität der Menschen und die Versorgung der Wirtschaft rechtfertigen würden", sagte Bahn-Chef Lutz weiter. Die GDL fordere 3,2 Prozent mehr Lohn und eine Corona-Prämie, die Bahn biete 3,2 Prozent mehr Lohn und eine Corona-Prämie. Lediglich bei der Laufzeit lägen beide Seiten noch auseinander.
"In dieser Frage finden wir eine Lösung, und die kann auch sehr schnell erfolgen. Dieses kleine Stück des Weges müssen wir jetzt gemeinsam gehen – und zwar am Verhandlungstisch", sagte Lutz. Er deutete ein Entgegenkommen der Bahn an: "Wir werden gewiss nicht mit leeren Händen kommen."
Lutz warf der GDL vor, "den Charakter von Tarifverhandlungen zu verändern. Tarifverhandlungen führt man am Verhandlungstisch. Das gilt grundsätzlich in Deutschland, und es galt bislang auch bei der Bahn", sagte er dem RND.
GDL-Chef Weselsky hatte am Mittwoch weitere Arbeitskämpfe in Aussicht gestellt, sollte die Bahn kein verbessertes Tarifangebot vorlegen. Die GDL fordert eine Lohnerhöhung von 3,2 Prozent sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro und bessere Arbeitsbedingungen. Die Bahn bietet zwar 3,2 Prozent mehr Lohn, will die Stufen aber später umsetzen und fordert eine längere Laufzeit. Am Sonntag hatte sie zudem Verhandlungen über eine Corona-Prämie angeboten, jedoch keine konkrete Zahl genannt. Die GDL wies dies als "Scheinangebot" zurück.
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte, dass die Bahn kein neues Angebot vorlegen will. "Es ist nachvollziehbar, wenn die GDL dann fragt, worüber sie eigentlich verhandeln solle", sagte der Bundesvorsitzende Detlef Neuß dem RND. Dass die GDL die geforderte Prämie von 600 Euro nicht bekommen werde, sei allen klar. "Aber es wäre hilfreich, wenn die DB endlich selbst einen Vorschlag machen würde."
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