Sehr geehrte Herren Minister,
Exzellenzen,
sehr geehrter Herr Professor Große,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich
möchte Sie alle ganz herzlich grüßen, vor allem Sie, die Sie aus der
Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft dabei sind, und
natürlich unsere Gäste. Ich freue mich, dass Sie an dieser Konferenz
entweder virtuell oder persönlich teilnehmen.
Auf zahlreichen
Reisen habe ich Afrika als einen Kontinent der Chancen und Ideen
kennengelernt, als einen Kontinent mit vielversprechenden
Wachstumsmärkten und mit vielen, vielen engagierten jungen Menschen.
Deshalb war und ist der G20 „Compact with Africa“, den wir 2017 während
der deutschen G20-Präsidentschaft ins Leben gerufen haben, der
Bundesregierung und mir persönlich ein besonderes Anliegen. Ich freue
mich, dass diese Wirtschaftskonferenz nunmehr bereits zum dritten Mal
stattfindet und dass wir als Partnerländer in unsere
Wirtschaftsbeziehungen noch weiteren Schwung bringen können. Die Chancen
dafür stehen gut, und ich will drei Gründe nennen, die dafür sprechen.
Erstens.
Der „Compact with Africa“ wirkt. In den meisten Compact-Ländern hat
sich das Geschäftsumfeld durch Reformen verbessert. So konnten sie im
Vergleich zu Gesamtafrika bis einschließlich 2019 überdurchschnittlich
viele Investitionen verbuchen, darunter auch von deutschen Unternehmen.
Außerdem konnten die Compact-Länder 2020 immerhin ein
Wirtschaftswachstum in Höhe von 0,1 Prozent erzielen, während die
anderen afrikanischen Volkswirtschaften Wachstumseinbrüche verkraften
mussten. Daran lässt sich ablesen, dass sich die Reformen der
Compact-Länder bezahlt machen. Das ist in Zeiten der Pandemie alles
andere als selbstverständlich, wenngleich die Pandemie auch an ihnen
nicht spurlos vorbeigeht. Vor allem in diesem Jahr können viele
Unternehmen ihre Investitionen nicht wie geplant tätigen oder ausbauen.
Doch eine Befragung unter hundert deutschen Unternehmen ergab, dass
nahezu alle befragten Unternehmen an ihren Plänen festhalten, wenngleich
hinter der Umsetzung naturgemäß noch Fragezeichen stehen.
Für
eine wirtschaftliche Erholung kommt es in Afrika wie auf jedem Kontinent
darauf an, die Pandemie unter Kontrolle zu halten und möglichst zu
überwinden. Dazu bedarf es vor allem einer Erhöhung der weltweiten
Produktion und einer fairen Verteilung der Impfstoffe. Daher hat
Deutschland von Anfang an die G20-Initative ACT Accelerator und COVAX
unterstützt. Mit 2,2 Milliarden Euro sind wir der weltweit zweitgrößte
Geber nach den USA. Zudem beteiligen wir uns an der Abgabe von
Impfstoffen. Im Rahmen von COVAX engagiert sich Deutschland als Co-Chair
mit Südafrika für eine Steigerung der globalen Impfstoffproduktion.
Hinzu kommt unsere konkrete Unterstützung eines Produktionsaufbaus in
Afrika.
Natürlich müssen wir auch über die Zeit der Pandemie
hinausdenken. Daher ist es richtig, dass die Bundesregierung auch
weiterhin sowohl Compact-Länder und Reformen als auch Unternehmen und
Investitionen unterstützt.
Genau das ist mein zweiter Punkt. Der
Compact schafft neue Möglichkeiten. Hervorheben will ich den
Entwicklungsinvestitionsfonds mit seinen drei Säulen. Damit untermauern
wir das Vorhaben von Unternehmen, sich auf dem afrikanischen Markt
vermehrt zu engagieren. Die erste Säule dieses Fonds ist AfricaConnect,
die für Finanzierungen zu attraktiven Konditionen sorgt. Hier erfolgen
bereits Zusagen für 22 Unternehmensprojekte vor Ort. Mit der zweiten
Säule, AfricaGrow, nehmen wir den Finanzierungsbedarf von Kleinen und
mittleren Unternehmen sowie für Start-ups in Afrika in den Blick. Die
Bundesregierung fördert AfricaGrow mit über 500 Millionen Euro.
Unternehmen, die aktiv werden wollen, sind natürlich auch auf
Marktkenntnisse angewiesen. Hier setzt das Wirtschaftsnetzwerk Afrika
als dritte Säule an. Es bietet gleichsam maßgeschneiderte Beratung und
Begleitung an, sowohl hierzulande als auch über die
Auslandshandelskammern vor Ort oder virtuell über den Africa Business
Guide. Das neueste Instrument ist das Festzinsprogramm Afrika-CIRR. CIRR
bedeutet Commercial Interest Reference Rate. Damit sichern wir das
Zinsänderungsrisiko bei der Finanzierung deutscher Exporte nach Afrika
ab.
Es gibt also verschiedene Angebote zur Unterstützung. Es
liegt an den Unternehmen, diese zu nutzen. Ich will Sie dazu ermuntern,
das Wirtschaftsnetzwerk zu kontaktieren und sich über die Instrumente zu
informieren.
Darum, neue Möglichkeiten zu schaffen, geht es auch
in den Reformpartnerschaften. Sie helfen mittlerweile sieben
Compact-Ländern, die Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliches
Engagement zu verbessern. Die enge Zusammenarbeit hat sich auch mit
Blick auf die Soforthilfen zur Bewältigung der Pandemiefolgen bewährt.
All
das zeigt - damit komme ich zum dritten Punkt -: Der Compact hat
Zukunft. Diese Einschätzung teile ich mit vielen. Dafür spricht auch die
hohe Beteiligung an dieser Konferenz. Wir machen uns weiterhin Gedanken
darüber, wie wir im Rahmen des Compacts noch bestehende Handels- und
Investitionshürden weiter senken können. Afrika verfügt über so viele
Marktpotenziale, die es aber auch besser zu nutzen gilt.
Es gibt
gute Gründe, um zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Dazu gehört
auch die G7-Infrastrukturinitiative, von der ich mir frischen Wind für
neue Investitionen auch in afrikanischen Ländern erwarte. Besonderes
Augenmerk gilt Investitionen in erneuerbare Energien. Ihr Ausbau ist von
enormer Bedeutung dafür, dass wir unsere globalen Klimaziele auch
wirklich erreichen können. Außerdem hat mit dem Start der Afrikanischen
Kontinentalen Freihandelszone auch die Diskussion über ein
EU-Afrika-Abkommen an Fahrt gewonnen. Jedenfalls hilft der „Compact with
Africa“, hierfür den Weg zu ebnen.
So freue ich mich auf einen
regen Informations- und Gedankenaustausch sowohl zum Stand des
Compact-Prozesses als auch zu neuen Impulsen für diese multilaterale
Initiative. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine erfolgreiche
Veranstaltung.
Vielen Dank!
Foto: Laurence Chaperon