Angesichts der unübersichtlichen Evakuierungen aus Kabul werde allerdings davon ausgegangen, dass sich mehrere Ortskräfte derzeit womöglich noch in anderen europäischen Ländern aufhielten. Eine Anfrage dazu habe das Bundesinnenministerium unbeantwortet gelassen, schrieb die "WamS". Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin wurden demnach mittlerweile 5300 Menschen aus Kabul in Sicherheit gebracht.
SPD-Innenexperte Uli Grötsch kritisierte das Innenministerium. "Dass im Zuge der Evakuierung bis Mitte der Woche nur über 101 gerettete Ortskräfte Gewissheit herrschte, ist ein Problem", sagte er der "Welt am Sonntag". Seit Monaten habe die SPD den Koalitionspartner von der Union dazu aufgefordert, "seiner Verantwortung gerecht zu werden". "Jetzt hoffe ich, dass wir möglichst vielen Ortskräften noch helfen können", fügte Grötsch hinzu.
Die Bundesregierung steht massiv in der Kritik, weil sie afghanische Ortskräfte und andere gefährdete Afghanen nicht schon vor der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban ausgeflogen hat. Am Donnerstag beendete die Bundeswehr ihre Evakuierungsflüge aus Kabul. Der Abflug der letzten Maschinen fand unmittelbar nach einem Selbstmordanschlag vor dem Kabuler Flughafen statt, bei dem nach Angaben ranghoher Vertreter der ehemaligen afghanischen Regierung mehr als hundert Menschen starben.
yb
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