Zu geringe Sonneneinstrahlung und abwechselnd zu hohe (Juni) und zu
niedrige Temperaturen (Juli) während der entscheidenden Phase der
Kornfüllung haben das Wachstum gebremst. Dies schlägt sich in schwachen
äußeren Qualitäten (kleine und leichte Körner) nieder, wohingegen die
inneren Qualitäten (zum Beisiel Backeigenschaften des Brotgetreides)
nach bisheriger Einschätzung zufriedenstellend sind. Das Juli-Hochwasser
hat auch zahlreiche Betriebe der Landwirtschaft hart getroffen. Die
Ernteeinbußen durch die Starkregen-Ereignisse haben die
Gesamterntebilanz jedoch nicht maßgeblich beeinflusst.
Nach einem warmen und sonnigen Herbst mit ausreichend Niederschlag
hatten sich die Wintergetreidebestände gut entwickelt. Der insgesamt zu
warme Winter brachte dann erstmals im Februar 2021 wieder landesweit zum
Teil ergiebigen Schneefall, der die jungen Pflanzen auf den Feldern vor
den wenigen starken Frösten um den 13. Februar schützte, so dass es nur
vereinzelt zu Auswinterungsschäden kam. Das deutlich zu kühle Frühjahr
bremste das Pflanzenwachstum, allerdings fiel im Vergleich zu den
Vorjahren ausreichend Regen nur knapp unter dem mehrjährigen Mittel.
Nach dem sehr warmen Juni versprachen die Getreidebestände optisch in
weiten Landesteilen beste Erträge, was sich – bedingt durch den kühlen
und nassen Juli – dann leider häufig nicht einstellte. Die Getreideernte
zog sich erstmals seit Jahren wieder über einen langen Zeitraum hin und
war durch Lagergetreide und nicht vollständig abgereiftes Stroh für die
Mähdrescher auch technisch anspruchsvoll.
Bei der in Nordrhein-Westfalen wichtigsten Brotgetreideart, dem Weizen,
lagen die Erträge um 8,2 Prozent unter denen des Vorjahres und 4,0
Prozent unter dem mehrjährigen Mittel. Die Wintergerste als wichtigste
Futtergetreideart konnte von ihrer früheren Abreife und den dort
vorherrschenden, etwas besseren Witterungsbedingungen profitieren und
lag um 4,3 Prozent über dem Vorjahresergebnis bzw. 1,1 Prozent unter dem
mehrjährigen Mittel.
Von der kühl-feuchten Frühjahrswitterung profitierte vor allem das
Grünland mit gutem Massenwachstum. Ausbleibende Trockenphasen sorgten
dafür, dass das Wachstum der Gräser auch im Sommer kaum unterbrochen
wurde, so dass der zweite und dritte Schnitt für Grassilage häufig zügig
aufeinander folgen konnten. Die in den Vorjahren trockenheitsbedingt in
vielen viehhaltenden Betrieben aufgebrauchten Futterreserven konnten
endlich wieder aufgefüllt werden. Hinzu kommt, dass das sehr üppige
Wachstum des Mais mit enormen Wuchshöhen derzeit eine reiche Ernte an
Silomais verspricht.
Noch unsicher sind die Aussichten für die diesjährige Ernte später
Kartoffeln und Verarbeitungskartoffeln für Pommes frites und Chips. Die
gute Bodenfeuchte bietet Potenzial für eine gute Ernte, allerdings auch
Risiken für die Haltbarkeit der Kartoffeln im Lager. Die häufigen
Niederschläge haben zudem zu einem starken Befallsdruck mit
Pilzkrankheiten geführt. Nach den im Vorjahr Corona-bedingten Einbrüchen
am Kartoffelmarkt schauen die Anbauer in diesem Jahr nach Öffnung der
Gastronomie aber wieder optimistisch auf die Saison.
Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz
Foto: pexels.com n 2021 29. August 2021 Hoffnungen auf eine gute Getreideernte häufig enttäuscht / Vorräte an Feldfutter konnten wieder aufgefüllt werden