Um den Startschuss für ein neues Kapitel Nahverkehr in Westfalen zu geben, kamen der Bundes- und der Landesverkehrsminister vor einem Jahr extra zum Hiltruper Bahnhof: Zum 1. September 2020 wurde LOOPmünster offiziell in Betrieb genommen. Stadt und Stadtwerke Münster ziehen gemeinsam eine erste Bilanz: Seit dem Start haben sich die flexiblen Kleinbusse in Münsters Süden längst etabliert, 160.000 Fahrgäste sind bereits mitgefahren. Unter den 15 Projekten, die im Landeswettbewerb für innovative Modellvorhaben gefördert wurden, feiert LOOPmünster nun als erstes seinen Geburtstag. Die dreijährige Pilotphase fördert das Land NRW mit fünf Millionen Euro, die Stadt Münster steuert drei Millionen Euro bei.
LOOPmünster ist ein On-Demand-Bussystem. Das bedeutet, dass Fahrgäste spontan per App oder Telefon kleine Busse bestellen können. Die fahren ohne festen Fahrplan und Linienwege innerhalb eines festgelegten Betriebsgebiets zu über 700 ausgewählten Straßenecken. Unterwegs werden immer wieder Fahrten verschiedener Fahrgäste zusammengelegt, so dass die Busse zwar nicht auf dem direkten Weg bleiben, aber viele Fahrten eingespart werden können. „LOOPmünster ist die perfekte Ergänzung zum normalen Linienverkehr: Die Kleinbusse bringen die Münsteranerinnen und Münster zum Zug oder Bus, ergänzen aber auch das Nahverkehrsangebot da, wo es mangels hoher Nachfrage nicht so dicht sein kann. Das macht es einfach, sein Auto in der Garage zu lassen oder mindestens den Zweitwagen abzuschaffen. So funktioniert die Mobilitätswende“, so Robin Denstorff, Stadtbaurat in Münster.
Teil des Erfolgsrezepts in Münster ist das große Betriebsgebiet, das sowohl Wohngebiete in Stadtrandzonen, mehrere Ortszentren von Stadtteilen sowie Gewerbegebiete und innenstadtnahe Viertel verbindet. So steht LOOPmünster nicht nur für Fahrten zur Arbeit und Ausbildung zur Verfügung, sondern wird auch zum Einkaufen, für den Arztbesuch und in der Freizeit genutzt. Für diesen breiten Einsatzzweck sind die Kleinbusse wochentags zwischen 5 und 2 Uhr, am Wochenende durchgehend im Einsatz. Einen Aufpreis zahlen die Fahrgäste nicht, das normale ÖPNV-Ticket gilt auch im LOOPmünster.
„Auf den Erfolgen des ersten Jahres ruhen wir uns nicht aus. Wir entwickeln LOOPmünster laufend weiter, um es für unsere Fahrgäste weiter zu verbessern. Dafür müssen die Kleinbusse mit den Linienbussen und Bahnen verzahnt fahren“, sagt Frank Gäfgen, Geschäftsführer Mobilität der Stadtwerke. Seit Anfang August weist die LOOPmünster-App verstärkt auf Alternativen im Liniennetz der Stadtwerke hin. So werden dort Kapazitäten frei, wo die Stärken von LOOPmünster liegen: Als Zubringer zu Bussen und Bahnen sowie abseits der klassischen Linienwege. Weitere Pläne von Stadt und Stadtwerken sehen unter anderem eine Plattform vor, die nicht nur alle umweltfreundlichen Verkehrsmittel anzeigt und Abfahrten beauskunftet. Über sie sollen zukünftig Kleinbusse von LOOPmünster zusammenhängend zum Beispiel mit Carsharing-Fahrzeugen von Stadtteilauto oder E-Scootern von TIER auch gleich gebucht werden können. Hierfür haben sich Stadt und Stadtwerke um Fördergelder des Bundesverkehrsministeriums beworben.
Wie sich solche Änderungen auswirken, wird auch wissenschaftlich erforscht: Die FH Münster wertet regelmäßig Befragungen und weitere Daten aus, um aufzuzeigen, wie LOOPmünster die Mobilitätswende am besten voranbringen kann. Das Wuppertal-Institut begleitet zudem alle Projekte des Mobil.NRW-Förderprogramms, um die unterschiedlichen Ansätze auf ihre Effizienz in den jeweiligen Städten vergleichen zu können.
Foto: Seit einem Jahr kann LOOPmünster im Süden der Westfalenmetropole per App bestellt werden. © Stadtwerke Münster