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Regierungsbildung der Taliban

Knapp drei Wochen nach der Machtübernahme der Taliban in Kabul steht offenbar die Vorstellung einer neuen afghanischen Regierung bevor.

Ein möglicher Termin für die Bekanntgabe des Kabinetts sei nach dem Freitagsgebet, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag von zwei Taliban-Mitgliedern. Katar und die Türkei arbeiteten derweil mit den Taliban an einer Wiederöffnung des Kabuler Flughafens.

Genauere Pläne zur möglichen personellen Besetzung einer Regierung unter Führung der Taliban wurden bislang nicht bekannt. Nach Angaben des afghanischen Fernsehsenders Tolo News wird Taliban-Chef Haibatullah Achundsada voraussichtlich eine Art religiöser Führer des Landes werden, jedoch nicht die Regierungsgeschäfte übernehmen. In der Regierung könnte hingegen der Mitbegründer der Islamistenbewegung, Abdul Ghani Baradar, eine wichtige Rolle einnehmen.

Der hochrangige Taliban-Anführer Scher Mohammed Abbas Staniksai hatte dem Sender BBC am Mittwoch gesagt, dass Frauen wahrscheinlich nicht an der Regierung beteiligt würden. Staniksai galt bereits während der ersten Taliban-Herrschaft als Hardliner.

In der Provinzhauptstadt Herat demonstrierten rund 50 Frauen für ihre Rechte unter den neuen Machthabern und für die Beteiligung von Frauen an der Regierung. "Wir haben das Recht auf Bildung, Arbeit und Sicherheit", riefen die Teilnehmerinnen laut einem AFP-Reporter vor Ort.

Herat an der antiken Seidenstraße nahe der iranischen Grenze gilt als relativ weltoffen. Eine der Organisatorinnen der Proteste, Basira Taheri, sagte AFP, sie fordere eine Einbindung von Frauen in die neue Regierung. "Wir sehen überhaupt keine Frauen bei ihren Treffen und Versammlungen."

Neben gesellschaftlichem Widerstand stehen die Taliban vor der Herausforderung, die bereits zuvor weitgehend von internationaler Hilfe abhängige und seit ihrer Machtübernahme zusätzlich gelähmte Wirtschaft aufzubauen. "Mit dem Einmarsch der Taliban kann man sagen, dass es zwar Sicherheit gibt, aber das Geschäft ist unter Null", sagte der Kabuler Elektronikhändler Karim Jan.

Wichtig ist auch die Wiederaufnahme des Flugbetriebs am Flughafen Kabul, der für die medizinische und humanitäre Versorgung des Landes von entscheidender Bedeutung ist. Katar sowie die Türkei arbeiten dafür mit den Taliban zusammen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir ihn so bald wie möglich in Betrieb nehmen können", sagte der katarische Außenminister Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani.

Die Taliban rief er auf, sichere Ausreisen zu ermöglichen: "Es ist sehr wichtig, dass die Taliban sich verpflichten, der afghanischen Bevölkerung sicheres Geleit und Freizügigkeit zu gewähren."

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte, sein Land prüfe derzeit Angebote der Taliban und anderer Länder für eine Zusammenarbeit am Kabuler Flughafen. "Das Wichtigste ist, die Sicherheit innerhalb und außerhalb des Flughafens zu gewährleisten."

Katar und die Türkei hatten in den vergangenen Wochen international die Führung bei direkten Gesprächen mit den Taliban übernommen. Besonders das Golf-Emirat spielte bereits vor der Machtübernahme eine zentrale Rolle bei den Verhandlungen zwischen den Islamisten und der internationalen Gemeinschaft.

Mit der Wiederaufnahme des Flugbetriebs sollen nach Angaben westlicher Staaten auch die Evakuierungsaktionen von ausländischen Staatsbürgern und afghanischen Ortskräften weitergeführt werden. Bislang konnten über 123.000 Ausländer und Afghanen das Land verlassen. Deutschland, die USA und andere wollen zahlreiche weitere Menschen ausfliegen.

Daneben gibt es Bemühungen, die Nachbarländer Afghanistans bei der Aufnahme afghanischer Flüchtlinge zu unterstützen. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte am Montag bei einem Besuch in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe Finanzhilfen in Höhe von weiteren 500 Millionen Euro für mehrere Nachbarländer in Aussicht gestellt.

Tadschikistan nahm nun allerdings frühere Zusagen zur Aufnahme tausender Flüchtlinge zurück. Sein Land habe nur beschränkte Möglichkeiten, sagte Innenminister Ramazon Hamro Rahimzoda. Er forderte mehr internationale Hilfen.

pe/ck