Obwohl die Differenzen zwischen der Gewerkschaft und der Bahn "nicht sehr groß" seien, weigere sich GDL-Chef Claus Weselsky, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Das halte ich für falsch", sagte Hoffmann. Statt um Löhne und Arbeitsbedingungen gehe es Weselsky im "Kern" darum, "seine Gewerkschaft – die zum Deutschen Beamtenbund (dbb) gehört – zu erhalten und ihren Einflussbereich zu vergrößern, um auf diese Weise mehr Mitglieder zu gewinnen".
Hoffmann hob hervor, bisher sei die GDL nur in 16 der insgesamt über 300 Bahn-Betriebe in der Lage, Tarifverträge auszuhandeln. Für alle anderen sei die größere DGB-Verkehrsgewerkschaft EVG zuständig. "Bei Herrn Weselsky und der GDL geht es ums pure Überleben", sagte der DGB-Chef.
Es sei an den beiden Gewerkschaften, gemeinsam einen Tarifvertrag mit der Bahn abzuschließen, fügte Hoffmann hinzu. Ein Vorbild dafür sei die Tarifrunde im öffentlichen Dienst der Länder, bei denen sich Verdi zusammen mit anderen DGB-Gewerkschaften und dem Beamtenbund zu einer Tarifgemeinschaft zusammengetan habe. Hoffmann hatte die GDL bereits im August in einem "Spiegel"-Interview aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Die GDL-Mitglieder hatten am Mittwochnachmittag einen erneuten Streik im Güterverkehr begonnen, seit Donnerstagfrüh ist auch der Personenverkehr betroffen. Nach dem Scheitern der Deutschen Bahn, den Streik per Eilantrag gerichtlich verbieten zu lassen, müssen sich Bahn-Kunden auch am Wochenende auf eine massive Einschränkung des Zugverkehrs einstellen.
In dem Konflikt spielt auch das Tarifeinheitsgesetz eine Rolle. Wenn in einem Betrieb mehrere Gewerkschaften für die gleichen Berufsgruppen Tarifverträge aushandeln, gilt seit Jahresbeginn nur noch der Tarifvertrag jener Gewerkschaft, die in dem Betrieb die meisten Mitglieder hat. Die GDL konkurriert dabei mit der deutlich größeren EVG.
yb
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