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Klimaschutz wichtiger als Corona

Medizin-Fachzeitschriften: Kampf gegen Klimawandel nicht wegen Corona aufschieben

Etwa 220 weltweit führende Medizin-Fachzeitschriften haben davor gewarnt, wegen der Corona-Pandemie den Kampf gegen den Klimawandel zu vernachlässigen. Internationale Wissenschaftspublikationen wie "The Lancet" schrieben in einem am Montag veröffentlichten gemeinsamen Appell, die gesundheitlichen Auswirkungen der Erderwärmung seien schon jetzt so gravierend, dass die Menschheit sich beim Klimaschutz keine Pause erlauben könne. Knapp zwei Monate vor der UN-Klimakonferenz in Glasgow riefen die Autoren die Regierungen zum Handeln auf.

"Die Gesundheit wird bereits durch die globalen Temperaturanstiege und die Zerstörung der Natur beeinträchtigt", hoben Fachblätter wie das "East African Medical Journal", die brasilianische "Revista de Saude Publica", das "National Medical Journal of India" und die "International Nursing Review" hervor. So sei die auf Hitze zurückzuführende Sterblichkeit bei Menschen ab 65 Jahren in den vergangenen zwei Jahrzehnten um mehr als 50 Prozent gestiegen.

Durch die höheren Temperaturen nehmen den Fachblättern zufolge gesundheitliche Probleme wie Dehydrierung und Nierenversagen, Hautkrebs, Tropenkrankheiten, aber auch psychische Probleme, Schwangerschaftskomplikationen und Allergien zu. Auch das Risiko, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen zu bekommen und daran zu sterben, erhöhe sich. Die Erderwärmung führe außerdem zu einem Rückgang landwirtschaftlicher Erträge und erschwere dadurch den Kampf gegen Unterernährung.

Diese Probleme, die insbesondere Kinder, arme Menschen und Minderheiten beträfen, seien erst der Anfang, warnten die Autoren. Bereits bis zum Ende dieses Jahrzehnts könnte sich die Erde nach Einschätzung des Weltklimarates IPCC um 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmt haben. Diese Entwicklung in Kombination mit dem sich fortsetzenden Artensterben berge die Gefahr "katastrophaler Gesundheitsschäden, die unmöglich umzukehren sein werden", heißt es in dem Aufruf.

Im Kampf gegen den Klimawandel ist aus Sicht der Autoren daher keine Zeit zu verlieren: "Trotz der notwendigen Sorge der Welt wegen Covid-19 können wir nicht warten, bis die Pandemie vorbei ist, um die Emissionen schnell zu verringern." So, wie Regierungen in aller Welt "nie da gewesene" Summen in den Kampf gegen die Corona-Pandemie gesteckt hätten, müsse es nun "eine ähnliche Notfall-Antwort" auf die Klimakrise geben. 

Allein eine bessere Luftqualität würde gesundheitliche Vorteile bringen, "die leicht die globalen Kosten der Verringerung der Emissionen aufwiegen", schreiben die Fachleute. Die Regierungen in aller Welt müssten daher nun "grundlegende Veränderungen daran vornehmen, wie unsere Gesellschaften und Wirtschaften organisiert werden und wie wir leben".

Vor den Medizin-Fachzeitschriften hatte auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die enormen gesundheitlichen Folgen des Klimawandels aufmerksam gemacht. "Die Risiken durch den Klimawandel könnten jede einzelne Krankheit in den Schatten stellen", erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. "Die Corona-Pandemie wird enden, aber es gibt keinen Impfstoff gegen die Klimakrise." 

Der Kampf gegen die Erderwärmung sei daher im ureigenen Interesse der Menschheit, hob Tedros hervor. "Jede Maßnahme zur Einschränkung der Emissionen und der Erwärmung bringt uns einer gesünderen und sichereren Zukunft näher."


yb/jes