Nach Angaben der Betreibergesellschaft Nord Stream 2 AG, an der neben dem russischen Energieriesen Gazprom auch Uniper und Wintershall Dea aus Deutschland, der französische Konzern Engie, der britisch-niederländische Konzern Shell sowie OMV aus Österreich als Finanzinvestoren beteiligt sind, verschweißten Spezialisten das letzte Rohr auf dem Verlegeschiff Fortuna. Als nächstes werde es nun in deutschen Gewässern auf den Meeresboden herabgelassen, erklärte die Betreiberfirma.
Dann soll der von der deutschen Küste kommende Abschnitt der Pipeline mit dem aus den dänischen Gewässern kommenden Abschnitt durch eine so genannte Überwasserschweißnaht verbunden werden. Anschließend werde es noch "erforderliche Aktivitäten vor der Inbetriebnahme" geben, teilte die Nord Stream 2 AG weiter mit. Dabei geht es unter anderem darum, die Pipeline auf die Befüllung mit Gas vorzubereiten.
Der Bau der Pipeline, die künftig in weitaus größerem Umfang als bislang russisches Erdgas nach Deutschland bringen soll, hatte vor der deutschen Ostseeküste im Mai 2018 begonnen. Die gut 1200 Kilometer Pipeline besteht aus zwei Leitungen, die weitgehend parallel zur Route der bereits bestehenden Pipeline Nord Stream verlaufen.
Der Bau der Röhren auf dem Grund der Ostsee hatte sich allerdings insbesondere wegen Widerstands der USA verzögert. Ende 2019 verhängte die damalige Regierung von US-Präsident Donald Trump Sanktionen, um die Fertigstellung der Pipeline zu verhindern. Die Bauarbeiten wurden daraufhin ausgesetzt. Erst im Juli hatte es zu dem Projekt dann eine Einigung zwischen mit den USA gegeben. Umstritten ist das deutsch-russische Projekt aber auch innerhalb Europas. Befürchtet wird, dass sie die Position traditioneller Transitländer wie der Ukraine schwächen könnte.
Umweltschützer wiederum kritisieren die Pipeline aus klimapolitischen Gründen. Die deutschen Umwelthilfe (DUH), die sich mit zwei laufenden Klagen gegen Baugenehmigung und Betrieb von Nord Stream 2 wehrt, bekräftigte am Montag ihre Kritik, dass die Pipeline als "größtes fossiles Projekt Europas" niemals in Betrieb gehen dürfe. "Wir werden deshalb weiterhin alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um eine klimapolitische Neubewertung des Vorhabens durch die deutschen und europäischen Behörden zu erreichen", erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.
"Nord Stream 2 wird mit seinem fossilen Erdgas die Klimaerhitzung weiter antreiben", warnte auch der Präsident des Umweltverbands Nabu, Jörg-Andreas Krüger. Das Projekt sei mit dem deutschen Klimaschutzgesetz und der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts nicht vereinbar. "Der Gashahn der Pipeline muss geschlossen bleiben", forderte Krüger daher weiter.
Die Nord Stream 2 AG hob hingegen hervor, die Pipeline werde dazu beitragen, den langfristigen Bedarf des europäischen Energiemarktes an Erdgasimporten zu decken und zudem die Versorgungssicherheit und -zuverlässigkeit verbessern "und Gas zu fairen wirtschaftlichen Konditionen bereitzustellen". Nach Unternehmensangaben soll die neue Pipeline eine jährliche Kapazität von 55 Milliarden Kubikmetern haben, genug um 26 Millionen Haushalte zu versorgen.
jm/bk
© Agence France-Presse