Münster (pbm/acl). Auf Zuspruch ist die Initiative „Maria 2.0“ bei den Mitgliedern des Diözesanrats gestoßen. Bei der Sitzung des obersten synodalen Mitwirkungsgremiums im Bistum am 20. September stellten Andrea Voß-Frick und Ines Schmelter die Forderungen und den aktuellen Stand der bundesweiten Initiative vor, die in der Pfarrei Heilig Kreuz in Münster ihren Ursprung hat. „Die Bewegung hat gezeigt, dass viele Frauen, die bisher nicht sprechen konnten, jetzt gesprochen haben“, verdeutlichte Bischof Dr. Felix Genn, der sich im Juni erstmals mit den Initiatoren getroffen hatte. Er versprach: „Wir bleiben miteinander im Gespräch.“
„Maria
2.0“ richte sich nicht gegen die Kirche, sondern wünsche sich einen Neubeginn,
damit die Frohe Botschaft Jesu Christi nicht nur verkündet, sondern auch gelebt
werde, erklärten Voß-Frick und Schmelter. „Wir fühlen uns in der katholischen
Kirche beheimatet und wir möchten unsere Heimat so verändern, dass wir bleiben
können.“ Die Initiatorinnen fordern mehr Demokratie, Transparenz und
Gerechtigkeit, um unheilvolle Strukturen aufzubrechen. Im Zentrum der Initiative
steht die Sorge engagierter Frauen und Männer um die Zukunft der Weitergabe
eines lebendigen Glaubens auch an die nächsten Generationen. „Wir möchten mit
unseren Aktionen die Sehnsucht vieler Menschen öffentlich sichtbar machen“,
betonte Andrea Voß-Frick. Weitere Aktionen sind Anfang Oktober geplant.
Weihbischof Dr. Stefan Zekorn warb bei der Frage von Machtverteilung für einen differenzierten Blick. Im Alltag übten nicht die Bischöfe die meiste Macht aus, wies Zekorn Kritik zurück. „Das ist in unserem Bistum nicht Alltag“, schilderte er seine Wahrnehmung. Wichtige Entscheidungen würden etwa auch von den Hauptabteilungsleitern im Bischöflichen Generalvikariat getroffen, die den Bischöfen zuarbeiteten und beratend zur Seite stünden.
Ebenfalls auf der Tagesordnung stand der Brief von Papst Franziskus an die deutschen Bischöfe zum geplanten „Synodalen Weg“. Bischof Genn sprach sich für eine Fortsetzung des Reformprozesses aus und gab Hinweise zur Grundhaltung der Papst-Zeilen. „Ein synodaler Weg kann nur im intensiven Hören entstehen – aufeinander und auf den Geist Gottes“, erklärte Genn. Man sei entschlossen, den Weg als einen geistlichen Prozess zu gestalten und dabei sowohl die Einheit der ganzen Kirche als auch die Situation vor Ort im Blick zu haben.
Der Bischof warnte vor zu hohen Erwartungen: „Wir dürfen nicht meinen, dass wir es mit einem Mal schaffen, die Kirche wieder gut dastehen zu lassen.“ Leiten lassen solle sich der Prozess von der Frohen Botschaft, das Zentrum des christlichen Glaubens. „Wie können wir das Evangelium in die Sprache der heutigen Zeit bringen? Das wird uns beschäftigen“, kündigte er an. Letztlich gehe es darum, „das Evangelium wieder schmackhaft zu machen“, sagte Genn.
Der Diözesanrat ist das oberste synodale Mitwirkungsgremium, durch das die Gläubigen des Bistums an der Leitung des Bistums durch den Bischof teilnehmen. Aus den vielen Feldern kirchlicher Arbeit kommen hier Vertreterinnen und Vertreter zusammen, um an den zentralen Entscheidungen im Bistum mitzuwirken.
Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann