Bei einem schweren Bombenanschlag in der somalischen Hauptstadt Mogadischu sind am Samstag mehr als 70 Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden. Bisher liege die Opferzahl bei 76 Toten und rund 70 Verletzten, sagte der Leiter des privaten Ambulanzdienstes Aamin Ambulance, Abdukadir Abdirahman Hadschi, der Nachrichtenagentur AFP. Unter den Opfern waren nach Polizeiangaben zahlreiche Studenten sowie zwei türkische Staatsbürger.
Die Autobombe explodierte am Morgen an einer stark befahrenen Kreuzung im Südwesten von Mogadischu. In der Nähe liegen ein Kontrollpunkt der Sicherheitskräfte sowie ein Finanzamt. Der Polizist Ibrahim Mohamed sprach von einer "verheerenden" Explosion. Viele der Opfer seien Studenten, die in einem Bus unterwegs gewesen seien. Bei den beiden türkischen Opfern handle es sich vermutlich um Straßenbau-Ingenieure.
Mogadischus Bürgermeister Omar Mohamud Mohamed sprach von rund 90 Verletzten. Eine Zahl der Todesopfer wollte er zunächst nicht nennen. Es sei aber klar, dass sie nicht niedrig sein werde, sagte Mohamed. Die meisten Opfer seien "unschuldige Studenten und andere Zivilisten".
Völlig zerstörte und ausgebrannte Fahrzeuge am Tatort zeugten von der Wucht der Detonation. Zum Zeitpunkt des Anschlags im morgendlichen Berufsverkehr seien viele Menschen unterwegs gewesen, darunter Busse mit Schülern und Studenten, berichtete der Augenzeuge Muhibo Ahmed.
Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Er trägt die Handschrift der radikalislamischen Shebab-Miliz. Die Miliz war im August 2011 von Truppen der Afrikanischen Union (AU) aus Mogadischu vertrieben worden. Sie kontrolliert aber nach wie vor weite ländliche Gebiete des ostafrikanischen Landes und verübt auch immer wieder Anschläge in der Hauptstadt.
Erst vor zwei Wochen hatte ein Kommando der Shebab mitten in Mogadischu ein von vielen Politikern, Militärs und Diplomaten besuchtes Hotel angegriffen und sich stundenlange Gefechte mit den Sicherheitskräften geliefert. Neben den fünf Angreifern wurden fünf weitere Menschen getötet, darunter drei Zivilisten.
Einer AFP-Zählung zufolge gab es in Somalia seit 2015 insgesamt 13 größere Anschläge mit jeweils mehr als 20 Todesopfern, davon allein elf in Mogadischu. Sie wurden allesamt mit Autobomben verübt.
Der bislang blutigste Anschlag in der Geschichte des Lands wurde im Oktober 2017 verübt: Damals wurden 512 Menschen bei der Explosion eines mit Sprengstoff beladenen Lastwagens getötet, rund 300 weitere Menschen wurden verletzt. Bis heute bekannte sich niemand zu dem Anschlag, doch machen die Behörden ebenfalls die Shebab-Miliz verantwortlich.
ans/gt
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