Unterzeichnet war die Erklärung unter anderem von Amnesty International, Human Rights 360 und dem griechischen Flüchtlingsrat. Bei zwei Bränden am 9. September 2020 im Camp Moria auf der Insel Lesbos war das größte Flüchtlingslager in der Ägäis völlig zerstört worden. Die mehr als 12.000 Bewohner wurden später in ein provisorisches Camp gebracht.
Die EU hat 276 Millionen Euro für den Bau neuer Aufnahmezentren auf mehreren Ägäischen Inseln zugesagt. Ein neues Lager auf Lesbos sollte noch vor dem Winter fertiggestellt werden, die Arbeiten haben aber noch nicht einmal begonnen. Ein weiteres Camp auf Samos soll Ende September eröffnet werden.
Die neuen Lager sind geschlossen, ihre Zugänge werden kontrolliert. Die Hilfsorganisationen kritisieren, dass dies die Identifizierung gefährdeter Asylbewerber erschwere, ihren Zugang zu Hilfsleistungen einschränke und sich schädlich auf ihre Psyche auswirke.
Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, bezeichnete die Lager auf den griechischen Inseln als "Hohn auf die Menschenrechte" und forderte deren sofortige Schließung. "Die dort festsitzenden Schutzsuchenden brauchen Zugang zu einer menschenwürdigen Unterbringung und fairen Asylverfahren. Das ist eine gemeinsame Aufgabe aller EU-Staaten", erklärte sie.
Athen spricht hingegen von einer deutlichen Entlastung der Lager auf den Inseln. Auf Lesbos befinden sich nach offiziellen Angaben nur noch rund 3700 Migranten, während es vor einem Jahr noch fast 13.000 waren. "Wir haben die Kontrolle zurückgewonnen", erklärte Migrationsminister Notis Mitarachi am Donnerstag.
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