Die Taliban hatten kurz nach ihrer Machtübernahme bereits strenge Regeln für Frauen an privaten Hochschulen erlassen. In einem langen Regelwerk der für höhere Bildung zuständigen Behörde wird Frauen ein Besuch privater Universitäten nur mit Gesichtsverhüllung, dem Nikab, sowie getrennt von Männern gestattet. Ist eine räumliche Trennung nicht möglich, müssen Männer und Frauen demnach durch einen Vorhang getrennt werden.
Beobachter rechnen mit weiteren strikten Vorschriften, etwa der Regel, dass Frauen nicht von Männern unterrichtet werden dürfen. Das dürfte in dem Land ein großes Problem darstellen, da es kaum weibliche Lehrerinnen gibt.
"Dies bedeutet einen schweren Rückschlag für die Beteiligung von Frauen an der Hochschulbildung und die Bildung von Mädchen im Allgemeinen und wird sich negativ auf ihr Leben, ihre Arbeit und ihre Bürgerrechte auswirken", erklärte die Organisation weiter.
Die Unesco forderte, insbesondere in den ländlichen Gebieten mehr Lehrerinnen einzustellen. Als Hürde sieht die Organisation auch den Rückgang an internationalen Hilfsgeldern für das Land. Diese machten den Angaben zufolge bislang die Hälfte der afghanischen Bildungsausgaben aus.
Seit dem Sturz der früheren Taliban-Machthaber im Jahr 2001 war die Zahl der Mädchen mit Grundschulbildung laut Unesco von "beinahe Null" auf 2,5 Millionen im Jahr 2018 gestiegen. Derzeit seien vier von zehn Kindern in Grundschulklassen weiblich. Die Alphabetisierung von Frauen verdoppelte sich der Organisation zufolge auf fast 30 Prozent.
Insgesamt sind laut Unesco derzeit rund zehn Millionen Kinder und Jugendliche bei einer Schule eingeschrieben, im Jahr 2001 war es gerade einmal eine Million. Doch auch in den Jahren zwischen den Taliban-Herrschaften habe es "kolossale" Probleme gegeben: "Die Hälfte der Kinder im Grundschulalter sind nicht eingeschult und 93 Prozent der Kinder im fortgeschrittenen Grundschulalter können nicht lesen", hieß es in dem Unesco-Bericht.
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