Die GDL teilte am Nachmittag mit, die Gewerkschaft werde "das Angebot bewerten und die Medienvertreter zu gegebener Zeit über die weiteren Schritte informieren".
In dem Tarifstreit geht es neben Lohn-Fragen auch um den Status der GDL in dem Unternehmen, Knackpunkt ist inzwischen vor allem das Tarifeinheitsgesetz. Wenn in einem Betrieb mehrere Gewerkschaften für die gleichen Berufsgruppen Tarifverträge aushandeln, gilt nur der Tarifvertrag jener Gewerkschaft, die in dem Betrieb die meisten Mitglieder hat. Die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) konkurriert dabei mit der deutlich größeren EVG.
Die GDL wirft der Bahn vor, die Mitgliedschaft in ihrer Gewerkschaft auf bestimmte Berufsgruppen begrenzen zu wollen - etwa auf Lokführer, Zugbegleiter oder Bordgastronomen. Damit verhindere sie, dass die GDL die Mehrheit im jeweiligen Betrieb tatsächlich auch erreichen könne, so der Vorwurf von GDL-Chef Claus Weselsky.
In dem am Samstag vorgelegten neuen Angebot sagt die Deutsche Bahn außerdem zu, bis Ende 2020 erworbene Anwartschaften aus dem früheren Altersvorsorge-System uneingeschränkt zu erhalten. Die Bahn erwarte, "dass die Gewerkschaft umgehend in Verhandlungen eintritt", heißt es in der Erklärung. "Ein Tarifabschluss mit der GDL ist überfällig", sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. Er forderte die GDL auf, "jetzt in den Verhandlungsmodus zu wechseln und schnell zu einem Ergebnis zu kommen".
Die GDL hatte der Deutschen Bahn eine Frist gesetzt, um ein neues Tarifangebot vorzulegen. Wenn nicht bis Anfang der Woche ein verhandlungsfähiges Angebot vorliege, beginne die Gewerkschaft am Montag mit der Vorbereitung des nächsten Arbeitskampfes, hatte Weselsky angekündigt.
Die GDL hatte den Bahn-Personenverkehr bis vergangenen Dienstag fünf Tage lang bestreikt.
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