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Vorteile des erhöhten Mindestlohns

Studie: Viele Berufsgruppen würden von zwölf Euro Mindestlohn profitieren

Von einer Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro pro Stunde würden laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung Menschen aus den verschiedensten Berufsgruppen profitieren. Mehr Geld für ihre Arbeit könnten etwa Beschäftigte in Arztpraxen, Anwaltskanzleien und Büroangestellte erwarten. Beschäftigte in kleineren Betrieben ohne Tarifbindung zählen demnach ebenfalls zu den Hauptbegünstigten. 

Frauen würden überdurchschnittlich profitieren, insbesondere wenn sie in Teilzeit arbeiten oder einen befristeten Arbeitsvertrag haben, heißt es in der am Freitag veröffentlichten Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung weiter. Regional würde ein höherer Mindestlohn vor allem Beschäftigte im Osten und Norden der Republik erreichen.

"Niemand ist ganz davor gefeit, im Laufe seines Berufslebens für kurze oder längere Zeit für einen niedrigen Lohn zu arbeiten", erklärte der WSI-Tarifexperte Malte Lübker. Es gebe aber eine Reihe von Faktoren, die das Risiko für einen Niedriglohn deutlich erhöhten. Dazu gehören insbesondere das Geschlecht, eine Tätigkeit in Teilzeit oder ein befristeter Arbeitsvertrag. Auch ein Arbeitgeber ohne Tarifbindung, eine Betriebsgröße von unter 100 Beschäftigten sowie Helfer- oder Anlerntätigkeiten seien Risikofaktoren. 

Auch eine mehrjährige, abgeschlossene Berufsausbildung ist laut Studie keine Garantie für einen höheren Stundenlohn. Unter den 50 Berufen, die am häufigsten mit Stundenlöhnen von unter zwölf Euro bezahlt werden, fanden sich klassische Ausbildungsberufe wie Friseur/Friseurin, Bäckereifachverkäufer/-in oder Florist/-in. Aber auch bei Kaufmännern und -frauen im Einzelhandel, Fachangestellten in Rechtsanwaltskanzleien und zahnmedizinischen Fachangestellten besteht laut Studie ein erhöhtes Risiko für Stundenlöhne von unter zwölf Euro.

Eine wichtige Erklärung ist laut WSI-Studie die abnehmende Tarifbindung in Deutschland: Während zur Jahrtausendwende noch 68 Prozent der Unternehmen nach Tarif bezahlten, waren es im Jahr 2020 nur noch 51 Prozent. "Deshalb würden heute auch viele Menschen von einem höheren Mindestlohn profitieren, die früher aufgrund ihrer soliden Ausbildung wie selbstverständlich zur Mittelschicht gezählt hätten", erklärte Lübker. Langfristiges Ziel müsse es deshalb sein, "dass diese Beschäftigten wieder nach Tarifverträgen bezahlt werden, die oberhalb des geltenden Mindestlohns qualifikationsadäquate Löhne garantieren".

Für die Untersuchung wurden Gehaltsangaben von annähernd 200.000 Beschäftigten aus dem Gehaltsportal Lohnspiegel.de ausgewertet. Lohnspiegel.de wird vom WSI wissenschaftlich betreut.

fho/ilo