Nur eine Koalition ohne CDU und CSU werde "die Kraft haben, eine Reform des Wahlrechts hinzubekommen", sagte der SPD-Politiker Schneider. Insbesondere die CSU sei "nach dem gegenwärtigen Wahlrecht für den größten Teil der Überhangmandate verantwortlich, die nicht durch Zweitstimmen gedeckt sind." Für die SPD werde immer entscheidend bleiben, dass die Sitzverteilung im Bundestag dem Zweitstimmenergebnis und damit dem Willen der Wählerinnen und Wähler entspreche, so Schneider.
FDP-Fraktionsgeschäftsführer Buschmann sagte: "Innerhalb der Großen Koalition trägt die CSU die Hauptschuld." Sie habe "zu lange blockiert, die CDU hat das zu lange akzeptiert und die SPD meinte, dass sie von einem Schwarze-Peter-Spiel innerhalb der Großen Koalition profitiert". So sei eine wirksame Dämpfung des Mandatswachstums ausgeblieben.
Seine Grünen-Kollegin Haßelmann sagte: "Das Ansehen und die Arbeitsfähigkeit des Deutschen Bundestages werden durch die völlig gescheiterte Wahlrechtsreform von CDU, CSU und SPD gefährdet." Sie fügte hinzu: "Für dieses Debakel trägt allen voran die CSU, und mit ihr CDU und SPD, die Verantwortung."
Der Bundestag ist mit 709 Mandatsträgerinnen und -trägern bereits heute so groß wie nie zuvor - die Regelgröße wären 598 Abgeordnete. Bei der anstehenden Wahl dürfte er nach Einschätzung von Experten nochmals wachsen.
Union und SPD hatten sich im Herbst 2020 nur auf eine kleine Reform einigen können. Erst ab dem Jahr 2024 soll im Zuge einer größeren Reform die Zahl der Wahlkreise von 299 auf 280 reduziert werden.
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