"Genug geredet, es ist Zeit zum Handeln", sagte López Obrador vor Journalisten. Die US-Regierung habe Investitionen in Höhe von vier Milliarden Dollar zugesagt - zwei Milliarden für Zentralamerika, zwei Milliarden für Mexiko. "Nichts ist angekommen, gar nichts", kritisierte López Obrador. Zugleich zeigte er sich überzeugt, dass Biden daran "interessiert" sei, das Flüchtlingsproblem zu lösen. Er selbst sei hoffnungsvoll, dass es ein Regionalabkommen über wirtschaftliche Entwicklung geben werde.
In den vergangenen Tagen hatten tausende Haitianer versucht, von Mexiko aus die Grenze in die USA zu überqueren. Im texanischen Grenzort Del Rio harrten zeitweise 15.000 Menschen aus. Viele der Flüchtlinge kommen nicht direkt aus Haiti, sondern waren schon zuvor aus dem völlig verarmten Krisenstaat geflüchtet und hatten sich etwa in Chile oder Brasilien niedergelassen.
UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi zeigte sich "schockiert über die Bilder der bedauernswerten Zustände" von tausenden Haitianern, die sich wegen der Hitze unter eine Brücke in Texas zurückgezogen hatten.
Grandi kritisierte die Abschiebepraxis, die bereits unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump umgesetzt worden war. Die Massenabschiebungen ohne Prüfung der Schutzbedürftigkeit der Migranten seien "mit internationalen Normen unvereinbar", warnte der UN-Flüchtlingskommissar.
Aufgrund von Gesundheitsvorschriften, die zu Beginn der Corona-Pandemie erlassen wurden, nehmen die Grenzschützer in den meisten Fällen keine Anträge auf Bleiberecht entgegen. Die große Mehrheit der an der Grenze ankommenden Migranten wird abgewiesen. Die USA hatten am Wochenende begonnen, die Abschiebeflüge nach Haiti auszuweiten, die nach dem schweren Erdbeben in dem armen Karibikstaat Mitte August zeitweise ausgesetzt worden waren.
In der südmexikanischen Stadt Tapachula strandeten zehntausende weitere Migranten. Sie warten auf Dokumente, die ihnen die Weiterreise nach Norden erlauben.
In Kolumbiens Grenzregion zu Panama hoffen außerdem fast 19.000 weitere Migranten auf die Weiterreise in Richtung USA. Die meisten von ihnen kämen aus Haiti, teilte der Ombudsmann der kolumbianischen Regierung, Carlos Camargo, im Onlinedienst Twitter mit. Die Menschen warten demnach an der Nordküste des Landes in der Stadt Necoclí auf Boote, die sie zur Grenze mit Panama bringen sollen.
Das Nadelöhr zwischen Süd- und Mittelamerika ist unter dem Namen Darién-Lücke bekannt - und berüchtigt. Nach der Überfahrt ins kolumbianische Dorf Acandí wartet auf die Menschen ein tagelanger Fußmarsch durch weitgehend unerschlossenen Regenwald. In der bergigen Urwaldregion gibt es keine befestigten Straßen. Zudem sind Drogenbanden, Giftschlangen und häufige Überschwemmungen eine Gefahr in der Gegend.
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