Der Tankstellenverband PRA begrüßte den Militäreinsatz, warnte aber, dass die Soldaten den Mangel an Lkw-Fahrern nicht vollständig ausgleichen könnten. Seit zwei Wochen hatte es wegen Nachschubproblemen an britischen Tankstellen lange Warteschlangen gegeben, an manchen Tankstellen ging das Benzin ganz aus.
In der Metropole London und dem Südosten des Landes saß laut PRA-Chef Brian Madderson immer noch jede fünfte Tankstelle auf dem Trockenen. Dort bildeten sich auch am Montag Autoschlangen vor den Zapfsäulen. In den anderen Teilen des Landes sei die Versorgungskrise "praktisch vorbei", meinte Madderson.
Kritiker geben der Regierung von Boris Johnson die Schuld an der Krise, weil sie nach dem Brexit den Wegfall ausländischer Lkw-Fahrern nicht hatte kompensieren können. Diese bestreitet aber, dass es sich beim Fahrermangel um eine Nachwirkung des Brexit handelt, sondern spricht von einem globalen Problem.Die konservative Regierungspartei hält derzeit ihren Parteitag im nordenglischen Manchester ab. Dort hatte Johnson am Sonntag die strengere Einwanderungspolitik verteidigt - obwohl seine Regierung mittlerweile 5000 befristete Arbeitsgenehmigungen für ausländische Fahrer und 5000 weitere für Mitarbeiter auf Geflügelfarmen angekündigt hat, um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen. Johnson sprach von einer "Zeit der Anpassung" und rief die Arbeitgeber auf, höhere Löhne zu zahlen, statt auf "unkontrollierte Masseneinwanderung" zu setzen.
Am Montag demonstrierten Schweinezüchter in der Nähe des Konferenzzentrums von Manchester, einige selbst als Schweine verkleidet. Sie protestierten gegen den Mangel an Metzgern, der sie dazu zwingt, ihre Tiere zu töten, weil sie sie nicht zum Schlachthof bringen oder in überfüllten Betrieben halten können. "Es ist kriminell, dass wir diese Entscheidung treffen und gesunde Tiere töten müssen, die dann im Müll landen", sagte die Schweinezüchterin Vicky Scott. "Die Regierung scheint das Problem nicht zu verstehen", kritisierte sie.Auf die Frage nach dem Arbeitskräftemangel erklärte Finanzminister Rishi Sunak am Montag gegenüber der BBC, die Regierung tue "alles, was wir können, um die Probleme zu verringern". Er schränkte allerdings ein: "Wir können nicht mit einem Zauberstab herumfuchteln und die globalen Lieferkettenprobleme über Nacht verschwinden lassen". Demnach könnte es über die Wintermonate weiterhin in vielen Geschäften leere Regale geben.
Um die Auswirkungen des Wegfalls des Kurzarbeitergeldes zu kompensieren, kündigte die Regierungspartei am Montag ein 500 Millionen Pfund (580 Millionen Euro) schweres Umschulungsprogramm für ältere und junge Arbeitnehmer an. Es ist für Menschen gedacht, die nach dem Ende der staatlichen Lohnhilfen diese Woche ihre Jobs verlieren.
fml/cp
© Agence France-Presse