Merkel war am Sonntagmorgen in Jerusalem von Bennett empfangen worden, anschließend nahm sie als erste deutsche Regierungschefin an einer Sitzung des israelischen Kabinetts teil.
"Es bleibt ein Glücksfall der Geschichte, dass es gelungen ist, nach der Shoa zwischen Deutschland und Israel solche Beziehungen aufzubauen und deshalb wird das Thema der Sicherheit Israels auch immer ein zentrales Thema für jede deutsche Regierung sein", sagte Merkel. "Und demnach müssen wir auch handeln, selbst wenn wir unterschiedlicher Meinung in verschiedenen Einzelfragen sind."
Die Teilnahme an der Sondersitzung des israelischen Kabinetts bezeichnete Merkel als "sehr berührendes Ereignis". Die Zusammenkunft habe den Charakter einer "kleinen Regierungskonsultation".
Merkel betonte, nach den Bundestagswahlen und dem bevorstehenden Ende ihrer Kanzlerschaft auch in den Beziehungen zu Israel "einen guten Übergang zur nächsten Regierung in Deutschland erreichen" zu wollen. Die deutsch-israelischen Regierungskonsultationen seien ihr stets wichtig gewesen. In diesem Format habe sich eine "sehr große Breite der deutsch-israelischen Beziehungen" gezeigt.
Merkel äußerte sich auch zu dem - nach ihren Worten - "ganz besonderen Kabinett in Israel". In dem Land regiert derzeit unter Führung von Bennett eine Koalition aus acht Parteien. In Gesprächen mit Bennett habe sie von ihren Erfahrungen in Koalitionsregierungen berichtet, sagte Merkel. "Ein solches Maß an Diversität" wie in der israelischen Regierung habe sie jedoch "wirklich nicht kennengelernt".
Für Merkel steht am Sonntag auch ein Treffen mit Israels Präsident Isaac Herzog auf dem Programm. In Begleitung Bennetts besucht Merkel am Nachmittag außerdem die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Anschließend erhält sie die Ehrendoktorwürde des Haifa Technion - Israel Institute of Technology.
Merkel hält sich seit Samstag zu einem dreitägigen Arbeitsbesuch in Israel auf. Es ist der achte Besuch der Kanzlerin in dem Land. Die Reise Merkels war ursprünglich für Ende August geplant, wegen der Krise in Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban aber verschoben worden.
isd/bfi
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