Anlässlich seines 200. Geburtstags eröffnet die Charité – Universitätsmedizin Berlin heute die Sonderausstellung „Der Zellenstaat. Rudolf Virchow und die Charité der Zukunft“. Der herausragende Mediziner, Wissenschaftler und Politiker blieb der Charité allein als Direktor des Instituts für Pathologie mehr als 46 Jahre eng verbunden. Die Sonderausstellung verknüpft das Lebenswerk Virchows mit Ideen und Konzepten der „Strategie 2030 – Gesundheit neu denken“, die die Charité für eine tragfähige Medizin von morgen entwickelt hat.
Prof. Dr. Axel Radlach Pries, Dekan der Charité,
betont: „Für die Charité ist Rudolf Virchow eine zentrale
Identifikationsfigur. Mit seinem präzisen Denken und engagierten Handeln
bietet Virchow auch für die heutige Medizin eine wichtige Orientierung.
Für unsere Ausstellung war daher ganz wesentlich, auf Virchows
Gedankengut aufbauend, auch die Konzepte und Ideen der Charité für eine
Medizin von morgen zu präsentieren. Virchows Anliegen und Überzeugungen
treffen dabei auf Ansatzpunkte, Visionen und mögliche Konkretisierungen,
die wir unter dem Motto ‚Wir denken Gesundheit neu‘ perspektivisch für
das Jahr 2030 und darüber hinaus entwickelt haben.“
Rudolf
Virchow vereinte in seiner Person universalen Forscherdrang, soziales
Bewusstsein und politisches Engagement. Als Pathologe festigte er mit
seinem Zellenmodell das naturwissenschaftliche Denken in der Medizin.
Der Stadt Berlin und der Charité war Virchow schon früh verbunden: So
studierte er ab 1839 an der Pépinière – der königlichen
Ausbildungsstätte für Militärärzte. An der Charité erhielt Virchow dann
ab 1843 seine praktische Ausbildung, hier startete er seine berufliche
Karriere als Pathologe und verwaltete bald als Prosektor das
Leichenschauhaus.
Die Charité wurde für ihn zur
Basisstation, von der aus er seine weit über die Grenzen der Medizin
hinausgreifenden Interessen ausbildete und Ziele formulierte. Als
demokratischer Gesundheitspolitiker setzte er sich für bessere
Lebensbedingungen aller Menschen ein. Zu seinen Verdiensten in Berlin
gehören beispielsweise eine effektive Kanalisation, der zentrale
Schlacht- und Viehhof sowie mehrere städtische Krankenhäuser und moderne
Schulen. Darüber hinaus interessierte er sich für Anthropologie und
Ethnologie sowie Kultur-, Ur- und Frühgeschichte. Als interessierter
Sammler initiierte er zudem bedeutende Berliner Museumsgründungen, wie
beispielsweise das Museum für Völkerkunde sowie das Pathologische Museum
– das heutige Berliner Medizinhistorische Museum der Charité.
„In der Ausstellung zeichnen wir Virchows wissenschaftlichen,
beruflichen und politischen Lebensweg nach. Dazu gehört beispielsweise
auch seine Beteiligung an der Märzrevolution 1848 auf Seiten der
Demokraten. Da sein politisches Engagement nicht gern gesehen wurde,
übernimmt er eine Professur in Würzburg. Dort prägte er 1855 den
zentralen Satz ‚Omnis cellula a cellula‘ – jede Zelle entsteht aus einer
Zelle. 1856 kehrt er nach Berlin zurück – als Professor für
Pathologische Anatomie und Physiologie der Berliner Universität sowie
als Direktor des für ihn neu erbauten Instituts für Pathologie der
Charité. Ein dazugehöriges Pathologisches Museum für die allgemeine
Öffentlichkeit ist sein absolutes Herzensprojekt, das er 1899 mit mehr
als 23.000 Präparaten eröffnen konnte“, erklärt Prof. Dr. Thomas Schnalke, Direktor des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité.
Er hat die Ausstellung gemeinsam mit Dr. Judith Hahn, Wissenschaftliche
Mitarbeiterin des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité,
sowie Dr. Sinje Gehr und Dr. Jens Steinbrink, Geschäftsbereich
Strategische Entwicklung der Charité, kuratiert.
Die Ausstellung
Die Pop-up-Ausstellung „Der Zellenstaat. Rudolf Virchow und die Charité
der Zukunft“ ist im Ausstellungsmodul am Campus Charité Mitte,
Invalidenstraße 86 in 10117 Berlin zu sehen und kann vom 13. Oktober
2021 bis 20. Februar 2022 täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr besucht
werden. Der Eintritt ist frei und es gelten die aktuellen
Hygienevorschriften. Mehr dazu unter https://www.charite.de/die_charite/themen/virchow_ausstellung
Katalog zur Ausstellung
Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog (Paperback) mit 82
Seiten erschienen, der für eine Schutzgebühr von 6 Euro unter
bmm(at)charite.de erworben werden kann: Sinje Gehr, Judith Hahn, Thomas
Schnalke und Jens Steinbrink (Hrsg.): Rudolf Virchow und die Charité der
Zukunft. Berlin 2021. ISBN 978-3-9817965-3-7.
Festakt zum 200. Geburtstag
Die Charité ehrt Rudolf Virchow an seinem 200. Geburtstag am Mittwoch,
den 13. Oktober von 17:00 bis 19:00 Uhr mit einem Festakt. Interessierte
können der Veranstaltung per Live-Stream unter https://www.charite.de/die_charite/veranstaltungen/veranstaltungen_live/ beiwohnen.