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Boeing-Testpilot angeklagt

Ehemaliger Boeing-Testpilot im Fall von 737-MAX-Abstürzen angeklagt.

Ein früherer Testpilot des US-Flugzeugbauers Boeing ist wegen seiner Rolle bei den verheerenden Abstürzen zweier Boeing-Maschinen vom Typ 737 MAX angeklagt worden. Der ehemalige technische Chefpilot Mark Forkner habe der US-Flugaufsichtsbehörde FAA "falsche, ungenaue und unvollständige Informationen über einen neuen Teil der Flugsteuerung der Boeing 737 MAX" geliefert, erklärte das US-Justizministerium am Donnerstag (Ortszeit). Im Fall einer Verurteilung drohen Forkner bis zu 100 Jahre Haft.

Der 49-jährige Forkner muss sich vor einem Geschworenengericht im US-Bundesstaat Texas wegen Betrugs verantworten. "Das Justizministerium wird Betrug nicht dulden - vor allem nicht in Branchen, in denen so viel auf dem Spiel steht", sagte der texanische Bundesstaatsanwalt Chad Meacham. 

Die 737 MAX wurde im März 2017 zugelassen. Dabei war Forkner die direkte Kontaktperson zwischen dem Flugzeugbauer und der FAA. Laut Dokumenten, die Anfang 2020 veröffentlicht wurden, hatte er damit geprahlt, seine FAA-Kollegen täuschen zu können, um die Zertifizierung für das speziell für die Boeing 737 MAX entwickelte Stabilisierungssystem MCAS zu erhalten.

Forkner hatte laut Gerichtsdokumenten Kenntnis über ein Problem mit der MCAS erlangt. In einer Nachricht an einen Kollegen, die 2019 veröffentlicht wurde, sagte er etwa, dass das Stabilisierungssystem das Fliegen des Flugzeugs in einem Simulator erschwere. Er entschied sich jedoch bewusst dafür, diese Informationen nicht an die FAA weiterzugeben, wodurch diese keine spezielle Schulung für Piloten mit dem System veranlasste.

Im Oktober 2018 und März 2019 stürzten dann in Indonesien und Äthiopien zwei Maschinen des Typs ab, insgesamt starben 346 Menschen. In beiden Fällen hatte das MCAS falsche Daten übermittelt. Im März 2019 wurde ein weltweites Flugverbot für den früheren Verkaufsschlager von Boeing verhängt, das erst Ende 2020 nach einer Überarbeitung des Systems wieder aufgehoben wurde.

Boeing hatte Anfang des Jahres seine Verantwortung für die Abstürze eingestanden und eine Milliardenstrafe akzeptiert, um ein Strafverfahren abzuwenden. Der Konzern stimmte zu, 2,5 Milliarden Dollar Strafe und Entschädigung zu zahlen. Im September ließ ein US-Richter eine weitere Klage gegen das Unternehmen zu. Die Aktionäre verklagen demnach den Vorstand von Boeing, weil dieser nach dem ersten Absturz Warnungen bezüglich des Sicherheitssystems MCAS ignoriert habe.

gap/lan