Berlin (ots) Die sterblichen Überreste des getöteten Generals Qassem Soleimani werden einmal quer durch Iran getragen. Von der Pilgerstätte Maschhad geht es über die Hauptstadt in seinen Geburtstort Kerman. Das staatliche Fernsehen schlachtet das Ereignis aus und stimmt die Bevölkerung auf Krieg ein, indem es am laufenden Band Zehntausende schwarz gekleidete Trauernde zeigt, die racheschwörend "ihrem Kriegshelden" den letzten Respekt zollen. Anderorts, wie in der syrischen Rebellenhochburg Idlib, wird der Tod des Anführers der berüchtigten Quds-Brigaden regelrecht zelebriert.
Diese unterschiedlichsten Reaktionen zeigen die Zerrissenheit der islamisch geprägten Welt. Soleimani war zweifellos ein Kriegstreiber und ein Fiesling sondergleichen. Doch sein Ableben könnte einen Krieg ungeahnten Ausmaßes auslösen, von dem jetzt schon sicher ist, dass es am Ende nur Verlierer geben kann. Auch die Vorstellung, man könne durch das gezielte Auslöschen einzelner Protagonisten etwas Gutes tun, ist illusorisch. Denn Soleimanis Werk, die Erschaffung eines extrem handlungsfähigen Milizennetzwerks im Nahen Osten durch geschickte Ausnutzung der geopolitischen Umstände, bleibt weiterhin bestehen. Auch ein Nachfolger an der Spitze der Quds-Brigaden war bereits am selben Tag auserkoren. In dieser Situation ist daher jede Emotion, die nicht auf eine Deeskalation ausgerichtet ist, vollkommen unangebracht.