Westfalen-Lippe - (lwl) - Kürbislaternen, gruselige Kostüme, Süßes oder Saures - im Oktober wird
es unheimlich. Passend dazu kommt auch die "Uhlenflucht" immer früher.
Welche schaurig-schöne Bedeutung das Wort des Monats Oktober hat, wissen
die Sprachwissenschaftler:innen des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe (LWL).
"Uhlenflucht" setzt sich zusammen aus dem Wort "Uhle" für Eule und einer
Ableitung von "flegen", das fliegen bedeutet. "In weiten Teilen
Norddeutschlands ist das Wort in der Bedeutung Eulenloch bekannt: In
alten Bauernhäusern konnten die Eulen, die als Mäusefänger gern gesehen
waren, durch die Giebelöffnung in die Häuser fliegen", erklärt Markus
Denkler, Geschäftsführer der Kommission für Mundart- und Namenforschung
beim LWL. Diese Bedeutung sei in Westfalen-Lippe allerdings nicht weit
verbreitet: "In unserer Region bezieht sich das Wort auf die Zeit, zu
der die Eulen ausfliegen. Uhlenflucht meint also die Dämmerung, vor
allem die Abenddämmerung."
Dass mit dieser Vorstellung etwas Unheimliches verbunden ist, zeigt ein
Beleg aus Altenrheine (Kreis Steinfurt): "In de Uhlenflucht kuemmt auk
de Fleermüse to’t Voörschin." (In der Abenddämmerung kommen auch die
Fledermäuse zum Vorschein.) Die "Uhlenflucht" bezeichnet daher häufig
auch Gruseliges und ist ein beliebter Titel für verschiedene
Textsammlungen mit westfälischen Schauergeschichten.
Titelbild: In der "Uhlenflucht", der Abenddämmerung, werden unter anderem die Eulen aktiv.
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