Unter Darmkrebs versteht man
bösartige Tumoren des Darms – meist so genannte kolorektale Karzinome.
Darmkrebs gehört zu den drei häufigsten Krebserkrankungen bei Männern
und Frauen in Deutschland und bleibt – trotz aller Fortschritte bei
Diagnose und Behandlung – eine der häufigsten krebsbedingten
Todesursachen. Etwa die Hälfte der Betroffenen erleidet im
Erkrankungsverlauf eine Metastasierung. Die dabei entstehenden
Tochtergeschwülste der Tumoren können – sofern frühzeitig erkannt –
entfernt werden, kehren aber häufig wieder. Um die Heilungsaussichten
von Patientinnen und Patienten nach der Entfernung von Metastasen –
beispielsweise aus der Leber oder der Lunge – langfristig zu verbessern,
ist eine Optimierung der Therapiestrategie nötig. Die klinische Studie
mit dem Titel „Additive Therapie nach Entfernung von Metastasen eines
kolorektalen Karzinoms“ setzt hier an, um die Wirksamkeit einer
unterstützenden Chemotherapie zu untersuchen.
„Von der
FIRE-9/PORT-Studie erwarten wir aufgrund Ihrer Größe eine bedeutende
Aussagekraft, aber auch eine große Herausforderung. Es wird die erste
Studie sein, die eine so große Anzahl von Patientinnen und Patienten mit
dieser Fragestellung adressiert: Wie sieht die optimale Behandlung aus,
um eine Neuentstehung von Metastasen zu verhindern?“, erklärt Prof. Dr.
Dominik Paul Modest, Studienleiter und Oberarzt an der Medizinischen
Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie am
Campus Virchow-Klinikum der Charité. „Insofern wird die Studie –
unabhängig vom Ausgang – einen zukünftigen Versorgungsstandard
aufzeigen.“
In die aktuelle Phase III-Studie sollen insgesamt
507 Patientinnen und Patienten eingeschlossen werden. Sie werden
entweder über sechs Monate hinweg eine chemotherapeutische Behandlung
mit einer Kombination gebräuchlicher Medikamente erhalten, oder in der
Kontrollgruppe ohne unterstützende Behandlung regelmäßig onkologisch
überwacht werden. Eine begleitende Translationsstudie wird die
klinischen Erkenntnisse unterstützen. Dazu sollen DNA-Mutationen und die
Genexpression in den entfernten Tumoren charakterisiert sowie
fortlaufend Tumormarker und im Blut zirkulierende Tumor-DNA untersucht
werden. Prof. Modest verweist auf die Vorteile einer solchen Kombination
aus klinischer Studie und Begleitforschung: „Auf diese Weise können wir
idealerweise einen Behandlungsstandard etablieren und gleichzeitig die
Untergruppen von Patientinnen und Patienten identifizieren, die am
meisten oder am wenigsten von der Therapiestrategie profitieren.“
Über die FIRE-9/PORT-Studie
Koordiniert wird die interdisziplinäre FIRE-9/PORT-Studie (Post
Resection Therapy) an der Charité durch die standortübergreifende und
interdisziplinäre Studiengruppe von Studienleiter Prof. Dr. Dominik Paul
Modest und den Klinikdirektoren Prof. Dr. Sebastian Stintzing und Prof.
Dr. Johann Pratschke. Von der Chirurgischen Klinik der Charité sind
neben Prof. Pratschke auch der stellvertretende Klinikdirektor Prof. Dr.
Igor Sauer sowie Privatdozent Dr. Nathanael Raschzok beteiligt. Die
umfassende statistische Auswertung erfolgt durch das Team um Prof. Dr.
Geraldine Rauch, Direktorin des Instituts für Biometrie und Klinische
Epidemiologie der Charité. Die Planung und Durchführung der Studie wird
auch durch die Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie in der
Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (AIO) unterstützt (AIO KRK 0418), einem
nationalen, interdisziplinären Netzwerk von über 150
Behandlungszentren. Die in der AIO angesiedelte FIRE-Studiengruppe
verfügt über langjährige Erfahrung in der Umsetzung großer nationaler
und internationaler klinischer Studien zu fortgeschrittenem Darmkrebs
mit einem interdisziplinären Fokus. Die Studiengruppe wurde am Klinikum
der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) München als
Darmkrebs-Programm von Prof. Dr. Volker Heinemann begründet, der auch
als Co-Antragsteller das Projekt begleitet, und wird nach dem Wechsel
von Prof. Stintzing und Prof. Modest an die Charité seit 2019 von beiden
Standorten aus geleitet.
Chemotherapie von Darmkrebs
In der
FIRE-9/PORT-Studie werden die Patientinnen und Patienten über sechs
Monate hinweg alle zwei Wochen eine Behandlung erhalten, welche die
chemotherapeutischen Medikamente Folinsäure, Fluoruracil (5-FU) und
Oxaliplatin umfasst (FOLFOX) oder mit zusätzlichem Irinotecan kombiniert
(FOLFOXIRI).
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Campus Virchow-Klinikum
t: +49 30 450 553 840