Seit 2011 erhöhte sich der Durchschnittspreis einer Arzneimittelpackung für eine neue Markteinführung demnach auf das 57-Fache - von 902 Euro auf mehr als 51.000 Euro. Zunehmend werde mehr Geld für die Versorgung von wenigen Patientinnen und Patienten aufgewendet. Während im Jahr 2011 noch rund 17 Prozent des Gesamtumsatzes auf Arzneimittel mit Preisen von tausend Euro oder mehr entfielen, waren es im Jahr 2020 bereits 43 Prozent. Zugleich lag der Anteil dieser hochpreisigen Arzneimittel an allen 684 Millionen Verordnungen nur bei 1,1 Prozent.
AOK-Vorstandschef Martin Litsch forderte erneut ein Ende der freien Preissetzung für Arzneimittel durch die Pharmaunternehmen im ersten Jahr. Stattdessen schlug er einen Übergangspreis vor, der so lange gelten soll, bis er durch den mit den Kassen ausgehandelten Erstattungsbetrag rückwirkend ersetzt wird.
"Die Solidargemeinschaft muss von immer weiter steigenden Arzneimittelausgaben entlastet werden", erklärte Litsch. Darüber hinaus könnten kurzfristige Einsparungen wie zum Beispiel die Anhebung des Herstellerabschlags für patentgeschützte Arzneimittel von sieben auf 16 Prozent "für eine Atempause auf dem Arzneimittelmarkt sorgen".
Der Wido-Report kritisiert zudem die beschleunigte Zulassung vieler Arzneimittel, unter anderem in der Krebstherapie. "Die beschleunigte Zulassung führt jedoch dazu, dass wir zum Zeitpunkt der Zulassung wenig über die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Wirkstoffe wissen", erklärte Petra Thürmann von der Universität Witten/Herdecke und Mitherausgeberin des Arzneimittelkompass. Die Bewertung von Krebsmedikamenten und sogenannten Orphan Drugs nach transparenten Kriterien sei "dringend geboten". Orphan Drugs sind Medikamente zur Behandlung seltener Erkrankungen.
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