Wenn die letzten baulichen Feinarbeiten beendet sind, kann der Barockbau an der Salzstraße Ende November wieder besichtigt werden. Seit der Schließung Anfang 2020 hat das Amt für Immobilienmanagement in enger Abstimmung mit der städtischen Denkmalpflege aufwändige Arbeiten in Angriff genommen, die viel bewirken - auch wenn sie für die Besucherinnen und Besucher kaum wahrnehmbar sind. Besonders die Akustik in der frühbarocken Basilika an der Salzstraße wurde deutlich verbessert, der kunsthistorisch bedeutende Altar sorgfältig restauriert.
Die seit 2018 gezeigte Installation des Künstlers Gerhard Richter "Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel" wurde für den Umbau abgebaut und ist nun an den Ausstellungsort zurückgekehrt.
"Ich weiß, dass die Besucherinnen und Besucher der Dominikanerkirche das Werk von Gerhard Richter sehr vermisst haben und bin froh, dass wir alle dieses großzügige Geschenk des Künstlers an die Stadt Münster wieder betrachten und genießen können", freut sich Oberbürgermeister Markus Lewe über den Abschluss der Umbauarbeiten. Er zeigt sich beeindruckt: "Mit großer Kenntnis und viel Geschick ist es den Fachleuten gelungen, die Akustik des Kirchengebäudes so zu verbessern, dass das Auge diese Veränderungen kaum wahrnimmt. Hören werden wir sie in Zukunft umso mehr."
Künftig wird der profanierte Kirchenraum nicht nur als Ausstellungsort für das Kunstwerk von Gerhard Richter dienen, sondern auch als Veranstaltungsort für kulturelle Veranstaltungen wie Vorträge, Symposien oder Konzerte zur Verfügung stehen.
"Mit der Realisierung von Gerhard Richters Installation ‚Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel‘ ist 2018 ein bedeutendes Kunstwerk nach Münster gekommen, das von der Kunsthalle Münster und ihrer damaligen Leiterin Gail Kirkpatrick sowie Marcus Lütkemeyer kuratiert wurde. Die Arbeit Richters wurde in kürzester Zeit zu einem wahren Publikumsliebling. Es freut mich, dass es im Herzen der Stadt einen Ort gibt, an dem - während der vorgesehenen Veranstaltungen in der Dominikanerkirche - zeitgenössische Kunst etwa mit Musik oder Literatur zusammengeführt werden", unterstreicht Kulturdezernentin Cornelia Wilkens.
Umbau Dominikanerkirche
Das Gebäude der 2017 profanierten Dominikanerkirche wurde mit einer modernen Infrastruktur ausgestattet. So ist eine Fußbodenheizung installiert und mit dem Einbau eines Aufzuges ein barrierefreier Zugang zur Kirche und zum Chorraum geschaffen worden. Handwerker verlegten hellen neuen Naturstein millimetergenau, besonders dort, wo die Fliesen die zentrierte Platte mit dem Antrieb für das Foucault‘sche Pendel umschließen. Die Sakristei wurde aufgestockt, um dort einen so genannten Backstagebereich unterzubringen.
Ein besonderes Akustiksystem verbessert den Raumklang deutlich. Es schmiegt sich - für das Auge kaum wahrnehmbar - an das historische Gewölbe. Die Orchester des Theaters und der Musikschule sind schon jetzt von der Resonanz begeistert. In den kommenden Wochen gibt es bis zur Eröffnung noch weitere Tests. Bis zur Wiedereröffnung sollen auch noch eine Infotheke und Mobiliar die Ausstattung komplettieren.
Optimiertes Raumklima für restaurierten Altar
Der kunsthistorisch außerordentlich bedeutende Altar - geschaffen 1699, seit 1904 in Münsters Dominikanerkirche - wurde in den vergangenen Monaten als einer der letzten Bausteine bis ins Detail restauriert. Besonders das barocke Schnitzwerk des Altaraufsatzes mit vier überlebensgroßen Skulpturen und üppigen Verzierungen wurde sensibel farblich retuschiert, aber nur dort, wo nach Festigung und Sicherung der feinen Schichtungen feinste farbliche Angleichungen notwendig waren. Ein optimiertes Raumklima mit in dem nun durch eine Glastür abgetrennten Altarraum ist für den Erhalt des Altars wichtig.
"Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel" zurück
Auch die grauen Doppelspiegel der Installation von Gerhard Richter sind wieder installiert. Das Pendel wurde bereits vor einigen Wochen wieder in Betrieb genommen: Im Verlauf einer Stunde dreht sich die Ebene unter dem Pendel um zirka 12 Grad entgegen dem Uhrzeigersinn. Damit wird die erstmals im Jahr 1851 vom französischen Physiker Léon Foucault in einem Pendelversuch nachgewiesene Erdrotation sichtbar.
Ende November soll die Dominikanerkirche für Besucherinnen und Besucher wieder mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr ihre Türen öffnen. An jedem dritten Sonntag eines Monats werden in Zukunft kostenlose Führungen zum Werk von Gerhard Richter angeboten. Die erste Führung ist im Dezember vorgesehen. Anmeldungen sind erforderlich unter: bit.ly/öffentliche-Führungen-Dominikanerkirche. Auch individuelle Gruppenführungen können innerhalb der Öffnungszeiten der Dominikanerkirche wieder angeboten werden. Anfragen unter: Pendel@stadt-muenster.de
Für die Arbeiten in und an der Dominikanerkirche wurden 3,70 Mio. Euro ausgegeben. Umfangreiche Förderungen in Höhe von 1,87 Mio. Euro verminderten die Kosten für die Stadt Münster deutlich.
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