Sehr geehrter Herr Pfarrer Bingener,
sehr geehrte Frau Maier,
vor allem aber ihr, liebe Sternsingerinnen und Sternsinger,
ich möchte euch noch einmal alle gemeinsam ganz herzlich im Bundeskanzleramt willkommen heißen und sagen, dass es schön ist, dass ihr hier seid, jedes Jahr wieder aufs Neue. Es ist deshalb schön, dass ihr hier seid, weil ihr ja Gottes Segen bringt und weil ihr, was nicht ganz gewöhnlich ist, dieses Kanzleramt mit euren Liedern und Königskostümen so bunt und fröhlich macht und damit auch Optimismus und Fröhlichkeit für das neue Jahr ausstrahlt.
Wenn ihr überall in Deutschland von Haus zu Haus zieht, dann pflegt ihr einen wunderbaren Brauch. Aber es geht eben nicht nur um den Brauch als solchen, sondern ihr bewegt damit noch sehr viel mehr. Ihr engagiert euch politisch, ihr macht auf ganz wichtige Themen aufmerksam. Ihr als Kinder helft anderen Kindern auf der Welt.
Dass dieses Jahr im Mittelpunkt eurer Aktion das Thema Friede steht, hat sich ja schon in eurem Puzzle der Stätten auf der Welt gezeigt, an denen eben kein Friede herrscht. Auch zu Jahresbeginn mussten wir erkennen, dass wir uns weiter Sorgen um Frieden machen müssen. Ich kann euch sagen, dass mein Jahr wirklich damit begonnen hat, für Frieden zu arbeiten. Das wird sicherlich das ganze Jahr über dauern. Das kann eine Regierung allein mit Sicherheit auch überhaupt nicht schaffen. Man braucht auf allen Seiten den Willen zum Frieden. Daher ist es sehr, sehr gut zu wissen, dass sich nicht nur Politikerinnen und Politiker, sondern dass auch ihr euch für Frieden einsetzt – und zwar als Kinder, die ihr wie wir alle in einem Land lebt, in dem wir das große Glück haben, schon seit 75 Jahren in Frieden leben zu können. Aber viele Menschen auf der Welt haben dieses Glück nicht.
Euer Puzzle zeigt, in wie vielen Teilen der Welt Gewalt herrscht. Und das ist ja längst noch nicht alles. Wir müssen leider feststellen, dass 2017 fast jedes fünfte Kind auf der Welt in einem Kriegs- oder Konfliktgebiet lebte. Wenn ihr euch einmal durchzählt und euch vorstellt, jeder Fünfte lebte nicht in einem friedlichen Umfeld, dann könnt ihr euch bildlich vorstellen, wie viele Kinder das auf der Welt sind.
Aber gut ist, dass wir uns mit diesem Zustand nicht abfinden wollen. Deshalb bin ich sehr, sehr froh darüber, dass ihr euch des Themas Frieden angenommen habt, dass ihr das Lied „Frieden für die Kinder, Frieden für die Welt“ singt und das den Menschen nahebringt. Dieses Lied und eure Arbeit als Sternsinger ist vielleicht so etwas wie ein kleines Licht, das Hoffnung in die Welt bringt. Dies zahlt sich für andere Kinder auch ganz handfest aus, wenn Kinder dank eurer Hilfe plötzlich gesundes Essen oder eine medizinische Versorgung bekommen, was natürlich sehr wichtig für ihr zukünftiges Leben ist. Ihr bringt, wenn ihr durch die Städte und Dörfer zieht, eine Botschaft zu den Menschen, die besagt: Jeder kann etwas tun. Wir brauchen Nächstenliebe, damit die Welt friedlicher wird und damit die Welt zusammenhält.
Unser Wort „Friede“ kennt diesen Gedanken. Es leitet sich aus dem Althochdeutschen „fridu“ ab, das auch „Freundschaft“ bedeutet. Das heißt, auf den Nächsten zuzugehen, mit dem Nächsten auch Freundschaft zu schließen, keine Vorurteile zu haben, das ist die Grundlage von Frieden. Für Freundschaft und Frieden braucht man Vertrauen. Vertrauen muss wachsen. Es kann entstehen, wenn Menschen aufeinander zugehen, sich etwas trauen und zutrauen und dann eben auch einander vertrauen.
Darum geht es auch bei eurem Bildungsprojekt im Libanon, für das ihr in diesem Jahr Geld sammelt. Der Libanon ist ja ein sehr kleines Land. Ich habe es schon besucht. Dieses Land hat sehr viele Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Das ist für dieses Land auch deshalb so schwierig, weil dort Menschen vieler verschiedener Religionen zusammenleben, darunter Christen und Muslime, Schiiten wie auch Sunniten. Ein solches Zusammenleben muss gut ausbalanciert sein. Durch die Flüchtlinge hat sich die Balance im Land verändert, was zu einer sehr schwierigen Situation geführt hat. Im Augenblick ist es so, dass jeder vierte Einwohner des Libanon ein geflohener Syrer ist. Wir haben hierzulande ja auch Flüchtlinge aufgenommen; und auch bei uns ist die Diskussion darüber sehr schwierig. Wir haben etwas mehr als eine Million Flüchtlinge aufgenommen und sind selber 80 Millionen. Aber wenn man wie im Libanon 25 Prozent hat, die Flüchtlinge sind, dann können wir uns ja vorstellen, dass das eine riesige Herausforderung ist.
Als ihr euch auf eure Aktion vorbereitet habt, habt ihr Bilder von verschiedenen Situationen im Libanon gesehen, vielleicht auch von den Straßenprotesten gegen die Regierung. Auch die wirtschaftliche Lage ist dort sehr schwierig. Daher ist dieses Projekt, das Bildungszentrum der Caritas, das sich für Verständigung zwischen Kulturen und zwischen den verschiedenen Religionen einsetzt, eben so wichtig. Deshalb freue ich mich – ich möchte dann ja auch noch etwas dazutun –, dass ich mit euch zusammen Kinder in Beirut unterstützen kann und dass etwa hundert Kinder bei den Hausaufgaben, bei der Nachhilfe, in der Schule besser zurechtkommen werden – und das werden ja auch zu einem großen Teil Menschen aus Syrien sein. Ihr helft Kindern aus dem Libanon, aus Syrien und anderen Ländern, sich kennenzulernen. Gemeinsam lernen und lachen – das ist etwas, das Vertrauen schafft und zu dem man auch sagen kann: Wir verstehen uns besser, wir kennen einander.
Deshalb darf ich sagen: Wir freuen uns, weil das eine Ergänzung vieler unserer Projekte ist. Ich sage „unsere“ Projekte, weil sie letztlich auch Projekte der Menschen in Deutschland sind, da wir ja Steuergelder ausgeben. Es ist aber gut, dass ihr noch etwas dazutut.
Wir arbeiten für Frieden an vielen Plätzen. Zum Beispiel haben wir in der Ukraine kurz vor Weihnachten ein Treffen mit dem russischen Präsidenten und dem ukrainischen Präsidenten abgehalten. Es gab zu Weihnachten einen Gefangenenaustausch; das war eine gute Botschaft. Es gibt im Augenblick einen Waffenstillstand, der zwar nicht ganz hält, aber der ein bisschen hält ‑ wenigstens über die Tage des orthodoxen Weihnachtsfestes, das ja später gefeiert wird. So könnte ich von vielen anderen Aktionen berichten, in denen wir uns für Frieden einsetzen. Wir arbeiten im Augenblick auch sehr stark daran, dass in Libyen endlich ein Waffenstillstand entsteht. Wir sind auch mit vielen afrikanischen Ländern in Kontakt. Ihr habt Mali als Beispiel dabeigehabt, aber wir wissen, dass etwa auch in Burkina Faso viele Kinder nicht in die Schule gehen können, weil sie Angst vor Terroristen haben. So gibt es sehr viele solcher Plätze.
Liebe Sternsinger, „Segen bringen, Segen sein“ – das gehört ja auch zu eurem Motto; hier steht es ganz groß. Das versuchen wir in unserer täglichen Arbeit, das versucht ihr durch euer Tun – und ihr seid damit Vorbilder. Ich hoffe, dass die Menschen, die ihr trefft, freundlich zu euch waren bzw. auch noch sind. Dass ihr in den letzten Jahren Rekordspenden eingesammelt habt – über 50 Millionen Euro –, ist ja wirklich Wahnsinn. Deshalb drücke ich natürlich die Daumen, dass das dieses Jahr auch so ist. Denn wenn man die Lebenssituation in vielen Ländern mit der bei uns vergleicht, muss man wirklich sagen: Wir sind ein reiches Land. Deshalb ist es gut, dass wir auch an andere denken und ihr an andere denkt.
Deshalb alles Gute für eure Aktion. Ich wünsche euch und euren Familien ein frohes und gesegnetes, ein glückliches Jahr. Bleibt weiter dran an eurem Engagement.
Jetzt würde ich auch gerne meinen kleinen Obolus dazu leisten.