"Unsere drei Preisträgerinnen und Preisträger setzen sich herausragend und eindrucksvoll für die Demokratie ein", erklärte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), der den Preis in Wiesbaden überreichte. Hayali erhielt den Preis für "ihren journalistischen Stil und ihren Mut, gesellschaftliche Konfliktthemen offensiv anzugehen sowie für ihren Einsatz für das gesellschaftliche Miteinander".
Die 47-Jährige scheue sich auch nicht, Reizthemen offen und kritisch anzusprechen. Bouffier würdigte ihren Mut, sich für Demokratie und Meinungsfreiheit einzusetzen. Hayali lasse sich von Hass und Hetze nicht einschüchtern. Sie stelle sich entschieden gegen die Kritik. "Freiheit und Demokratie sind keine Selbstläufer", sagte Bouffier bei der Überreichung der Preise. "Das ist immer wieder bedroht." Die Gleichgültigkeit müsse überwunden werden.
Hayali sprach bei der Entgegennahme des Preises von einer "sehr besonderen Wertschätzung". Die Anfeindungen richteten sich nicht gegen Minderheiten, sondern seien "ein Angriff auf uns alle". Irgendwann werde jeder einmal zur Zielscheibe. "Diese Demokratie ist nicht selbstverständlich."
Erkan wurde für sein Engagement nach dem rassistischen Anschlag von Hanau ausgezeichnet. Er sei ein Vorbild für gelebte Integration und "Mittler zwischen den Religionen". Aufgrund seiner Mehrsprachigkeit sei es ihm in besonderer Weise gelungen, Ansprechpartner für die Opfer zu sein und ihnen beizustehen.
Als dritten Preisträger ehrte Bouffier den Verein "Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und Rassismus - für demokratische Kultur in Hessen". Die Aufklärungsarbeit sei wichtig, um entschieden gegen rechtsextremistische Strömungen vorzugehen, erklärte Bouffier. Darüber hinaus sammelt der Verein Hintergrundinformationen über die Neonaziszene und bietet Seminare im Bereich regionaler Demokratisierungsprozesse an.
Der im vergangenen Herbst ins Leben gerufene Preis wurde nun erstmals überreicht. Mit der Auszeichnung sollen in Erinnerung an den von einem Rechtsextremisten ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke Menschen geehrt werden, die sich in besonderer Weise für die Werte der Demokratie engagieren.
Lübcke wurde 2019 auf seiner Terrasse aus nächster Nähe erschossen. Im Januar 2021 verurteilte das Oberlandesgericht Frankfurt am Main im Mordprozess den Rechtsextremisten Stephan E. zur Höchststrafe. Der Mitangeklagte Markus H. wurde vom Vorwurf der psychischen Beihilfe freigesprochen.
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