Für die Studie hatten die Forscher erstmals Satellitendaten der Europäischen Raumfahrtagentur ESA ausgewertet. Diese halfen ihnen, den tatsächlichen Verlust in einem bestimmten Jahr schnell und genau abzuschätzen und die Auswirkungen auf den Anstieg des Meeresspiegels umzurechnen. Unter anderem fanden sie heraus, dass 2012, als ungewöhnlich warme Luft wochenlang über dem Eisschild gehangen hatte, 527 Milliarden Tonnen Eis verloren gingen.
"Wie überall auf der Welt ist auch Grönland anfällig für eine Zunahme extremer Wetterereignisse", erklärte Studien-Hauptautor Thomas Slater von der Universität Leeds in Großbritannien. Angesichts der kontinuierlichen Klimaerwärmung sei deshalb damit zu rechnen, "dass extreme Schmelzen in Grönland häufiger auftreten werden".
Mit einer Fläche von fast 1,8 Millionen Quadratkilometern ist Grönlands Inlandeis der zweitgrößte Eisschild nach der Antarktis. Es bereitet den Wissenschaftlern besondere Sorge, da die Erwärmung in der Arktis dreimal so schnell verläuft wie in anderen Teilen der Welt.
Nach den Berechnungen Slaters und seiner Kollegen hat die Schmelze des Grönland-Eisschilds in den vergangenen Jahren um 21 Prozent zugenommen. Die Schmelze von 2011 bis 2019 und der damit verbundene Anstieg des Meeresspiegels um einen Zentimeter habe Küstenregionen weltweit einem höheren Risiko von Überschwemmungen ausgesetzt, heißt es in der Studie.
Ihre Methode helfe, "ein besseres Verständnis der komplexen Prozesse der Eisschmelze" zu entwickeln, erklärte Mitautorin Amber Leeson von der britischen Lancaster University. Demnach deuten die Modellschätzungen darauf hin, dass Grönlands Eisschild "bis zum Jahr 2100 zwischen drei und 23 Zentimeter zum weltweiten Anstieg des Meeresspiegels beitragen wird".
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