"Es ist eine Minute vor zwölf", sagte Johnson in einer Rede zum Auftakt eines Plenums von Staats- und Regierungschefs aus aller Welt. Daher müsse die COP26 in Glasgow zu dem Moment werden, "in dem wir den Klimawandel wirklich ernst nehmen und wir uns wirklich mit Kohle, Autos, Geld und Bäumen auseinandersetzen", sagte Johnson. "Die Wut und die Ungeduld der Welt" würden "unbändig" sein, sollte es den Staaten nicht gelingen, sich auf bedeutsame Klimaschutzmaßnahmen zu verständigen.
Die zweiwöchige COP26 hatte am Sonntag begonnen. Verhandelt wird bis zum 12. November über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015. Darin hatte sich die internationale Gemeinschaft darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, idealerweise 1,5 Grad, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.
Experten und die UNO warnen aber, dass die Erde derzeit auf eine Erwärmung von 2,7 Grad in diesem Jahrhundert zusteuert. Die COP26 sei die "letzte" Hoffnung, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, hatte der Konferenzvorsitzende Alok Sharma am Sonntag gewarnt.
Auch Guterres mahnte die Staats- und Regierungschefs, ihren Worten nun Taten folgen zu lassen. "Es ist Zeit zu sagen: genug", sagte der UN-Generalsekretär. "Genug mit dem brutalen Umgang mit der Artenvielfalt. Genug mit unserer Selbsttötung durch CO2. Genug mit dem Umgang der Erde, als wäre sie ein Klo. Genug damit, dass wir uns den Weg in die Tiefe durch Verbrennen, Bohren und Bergbau bahnen. Wir schaufeln uns unser eigenes Grab."
Insgesamt wurden am Montag in Glasgow mehr als 120 Staats- und Regierungschefs erwartet. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will vor Ort bei der Konferenz am Montagnachmittag zwei Reden halten. Nicht dabei waren mit Chinas Präsident Xi Jinping und Russlands Staatschef Wladimir Putin allerdings die Staatsoberhäupter von zwei der größten Treibhausgas-Emittenten der Welt. Kurzfristig ab sagte seine Teilnahme am Montag zudem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Unmittelbar vor der COP26 hatten sich die Staats- und Regierungschefs der G20-Gruppe am Sonntag auf ambitioniertere Klimaziele geeinigt. In der Abschlusserklärung ihres zweitägigen Gipfels in Rom stellten sich die Staats- und Regierungschefs 20 führender Wirtschaftsnationen unter anderem hinter das 1,5-Grad-Ziel und sagten einen Stopp der Finanzierung "schmutziger" Kohlekraftwerke im Ausland ab kommendem Jahr zu.
Die G20-Staaten sind gemeinsam für rund 80 Prozent aller globalen Emissionen verantwortlich. Von ihren Klimaschutzmaßnahmen geht deshalb eine große Signalwirkung aus.
Klimaschutzaktivisten kritisierten die G20-Vereinbarungen allerdings als unzureichend. Auch am Montag gingen in Glasgow wieder Demonstranten auf die Straße, um einen entschlosseneren Kampf gegen den Klimawandel zu fordern. Auch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg beteiligte sich an einer Protestaktion.
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