Die französischen Behörden hatten die "Cornelis Gert Jan" vor einer Woche im Hafen von Le Havre festgesetzt. Es besteht der Verdacht, die Besatzung habe ohne gültige Lizenz zwei Tonnen Jakobsmuscheln in französischen Gewässern gefischt. Frankreich hatte angekündigt, die Kontrollen britischer Fischkutter zu verschärfen.
Die Behörden setzten eine Kaution in Höhe von 150.000 Euro fest. Das Gericht in Rouen genehmigte laut dem Anwalt des Kapitäns nun das Auslaufen des Trawlers ohne Zahlung dieser Summe. "Das ist eine gute Entscheidung, die die Spannungen verringern wird", sagte der Anwalt. "Die französische Justiz ist unabhängig von politischem Druck."
Der Kapitän muss sich aber am 11. August 2022 in Le Havre wegen unerlaubten Fischfangs in französischen Gewässern vor Gericht verantworten. Ihm droht eine Geldstrafe in Höhe von bis zu 75.000 Euro.
Paris und London streiten infolge des Ausstiegs Großbritanniens aus der EU seit Monaten über Fischereirechte in britischen Hoheitsgewässern. Frankreich wirft den britischen Behörden vor, zu wenige Fanggenehmigungen für eigene Schiffe zu erteilen. Gemäß dem Brexit-Handelsabkommen mit der EU haben Fischer ein Anrecht auf eine Lizenz, wenn sie die fraglichen Gewässer nachweislich bereits vor dem Brexit befischten.
Paris hatte in dem Streit gedroht, alle Waren aus Großbritannien zu kontrollieren und Häfen für britische Fischer zu sperren. Präsident Emmanuel Macron hatte das Inkrafttreten der Sanktionen wegen der anstehenden Gespräche jedoch zunächst verschoben.
Laut dem französischen Regierungssprecher Gabriel Attal sind für Donnerstag Gespräche des britischen Brexit-Beauftragten David Frost und des französischen Europa-Staatssekretärs Clément Beaune in Paris in dem Streit geplant. Am Freitag soll dann ein weiteres Treffen bei der EU-Kommission stattfinden.
"Dies ist in erster Linie eine europäische Angelegenheit, und deshalb wird das Treffen bei der EU-Kommission sehr wichtig sein", sagte Attal am Mittwoch in Paris. Vor der Umsetzung von Sanktionen müsse deshalb das Ergebnis der Gespräche abgewartet werden. Attal betonte mit Blick auf künftige Strafmaßnahmen jedoch: "Alle Optionen liegen auf dem Tisch."
noe/jep
© Agence France-Presse