Schon seit Wochen dümpelt der Winter so vor sich hin. Schnee und Eis haben bei der vorherrschenden Wetterlage keine Chance. "Grund dafür ist der Polarwirbel, der derzeit im Bereich Grönland zu finden ist.", erklärt Matthias Habel, Meteorologe und Pressesprecher von WetterOnline. "Das ihn umgebende Starkwindband in über 10 Kilometer Höhe - der Jet-Stream - steuert im Winterhalbjahr Zugbahn und Stärke von Tiefdruckgebieten auf der Nordhalbkugel. Der Polarwirbel beeinflusst somit entscheidend die Temperaturverteilung zwischen dem Nordpol und mittleren Breiten."
Schwächelt
der Polarwirbel oder verändert er seine Position, so dominieren
Hochdruckgebiete. Polarluft kann dann leichter nach Süden und somit auch
nach Mitteleuropa und Deutschland strömen. Ist der Polarwirbel hingegen
stark wie derzeit, so bewirkt er kräftige Tiefs. Milde Westwinde
dominieren unser Wetter, polare Kaltlufteinbrüche sind unmöglich. "Für
winterliche Kälte und Schnee bei uns in Deutschland sind die
Voraussetzungen also schlecht, solange Westwind den Ton angibt.", betont
Habel.
So funktioniert der Polarwirbel
Über Alaska und Sibirien herrscht derzeit hoher Luftdruck. Rund um Grönland hingegen dominiert tiefer Luftdruck das Wettergeschehen und setzt somit den Polarwirbel in Gang. "Um das stark ausgeprägte Tief bei Grönland weht der Wind entgegen dem Uhrzeigersinn. Für uns in Europa bedeutet dies, dass die Luft fast immer aus Westen oder Südwesten zu uns strömt.", erklärt Matthias Habel. "Richtig kalte Luft aus Norden und Nordosten hat so keine Chance. Bestenfalls dreht der Wind kurzzeitig mal auf Nordwest und bringt nur den höchsten Lagen der Mittelgebirge ein paar Flocken. Rasch aber dreht der Wind mit Durchzug des Tiefs wieder auf West und lässt die weiße Pracht schnell wieder verschwinden."
Der Ausblick
Für Winterliebhaber gibt es derzeit keinen Grund zur Hoffnung, da alle Wettermodelle übereinstimmend anzeigen, dass die eingefahrene Westwetterlage fortbesteht. "Damit bei uns Winterwetter einkehrt, ist bei uns eine komplett andere Wetterlage erforderlich.", weiß Habel. "Dazu müsste sich der Polarwirbel in Richtung Mitteleuropa oder bestenfalls nach Osteuropa verlagern. Gleichzeitig sollte sich ein mächtiges Hoch über dem Ostatlantik bilden und bis in die Polregion erstrecken. Dann würde die Luft bei uns direkt aus Norden kommen. Winterliches Wetter mit Schnee und Kälte wäre die Folge. Davon allerdings sind wir derzeit meilenweit entfernt. "
- Bildunterschrift 1: "Schneemänner" können auch in den kommenden Tagen nur aus
nassem Matsch gebaut werden.
- Bildunterschrift 2: Ein mächtiges Tiefdruckgebiet bei Grönland führt immer
wieder milde Luft nach Mitteleuropa.
- Bildnachweis: Quelle: WetterOnline
Quelle: Wetter online