Mit ihrem Rückzug von ihren royalen Pflichten haben Prinz Harry und seine Frau Meghan in britischen Medien viel Kritik und Unverständnis geerntet. "Megxit" - eine Wortschöpfung aus Meghan und dem englischen Wort "exit" für Ausstieg - titelte die Boulevardzeitung "Sun" am Donnerstag und warf dem Herzog und der Herzogin von Sussex vor, einen Bürgerkrieg im britischen Palast entfacht zu haben.
"Sie haben es nicht einmal der Queen gesagt", empörte sich der "Daily Mirror" und nannte die überraschende Ankündigung von Harry und Meghan "egoistisch". Medienberichten zufolge hatte das Paar weder Harrys Großmutter Königin Elizabeth II. noch seinen Vater Kronprinz Charles vorab über seine Absicht informiert. Bei BBC hieß es, die Entscheidung habe beim Königshaus nicht nur Enttäuschung, sondern "Schmerz" verursacht.
In einer vom Buckingham-Palast verbreiteten Erklärung hatten Harry und Meghan am Mittwochabend mitgeteilt, dass sie sich aus der ersten Reihe der Royals zurückziehen. "Wir wollen als 'ranghohe' Mitglieder der Königsfamilie zurücktreten und arbeiten, um finanziell unabhängig zu werden", erklärten Harry, Nummer sechs in der britischen Thronfolge, und seine aus den USA stammende Frau, die schon vor ihrer Beziehung mit Harry als Schauspielerin bekannt war.
Die beiden, die im Mai 2019 Eltern eines Sohnes geworden waren, kündigten an, ihre Zeit künftig abwechselnd in Großbritannien und Nordamerika verbringen zu wollen.
Der frühere BBC-Royals-Korrespondent Peter Hunt sagte dem Fernsehsender Channel 4, Versuche der Royals, mit einer Karriere abseits der Verpflichtungen im Königshaus ihr eigenes Geld zu verdienen, hätten "immer mit Tränen geendet". Derzeit werden die Ausgaben von Harry und Meghan weitgehend aus dem privaten Einkommen von Prinz Charles gedeckt. Die Kosten für die Sicherheit des prominenten Paares trägt aber der Staat.
Harry und Meghan wollen auch ihren Umgang mit den Medien auf eine neue Grundlage stellen. Der 35-Jährige und seine drei Jahre ältere Frau kündigten auf einer neuen Website an, dass sie sich nicht mehr an dem sogenannten Royal-Rota-System beteiligten.
Dabei handelt es sich um ein Arrangement, wonach Medien abwechselnd Veranstaltungen mit den Royals abdecken und Texte, Fotos und Videos mit den anderen an dem Pool beteiligten Medien teilen. Meghan und Harry wollen nach eigenen Angaben nun aber nur noch "Spezialisten", Vertreter von Graswurzel-Medien sowie "glaubwürdiger" und "junger, aufstrebender" Medien zu ihren Veranstaltungen einladen.
Der frühere Pressesprecher der Queen, Dickie Arbiter, sagte dem Fernsehsender Sky News, das Vorgehen des Paares sei "eine Abfolge, Dinge auf ihre eigene Weise zu tun - was der falsche Weg ist".
Der ITV-Journalist Tom Bradby, der Harry und seinen älteren Bruder William in den vergangenen Jahren immer wieder interviewt hat, sagte, Harrys Ankündigung sei "ein langer, trauriger Abschied von seinem royalen Leben". "Das ist ein neuer Krieg der Windsors - und er ist noch nicht vorbei", fügte Bradby hinzu.
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Robin MILLARD und James PHEBY / © Agence France-Presse