Am kommenden Samstag um 14 Uhr empfangen die Preußen die Bayern. Da die beiden Teams das erste Mal in ihrer Geschichte aufeinandertreffen, soll dieser Vorbericht eher kultureller als sportlicher Natur sein. Sie sollten nur wissen, dass die Bayern als Dreizehnter mit einem Sieg gegen Ingolstadt anreisen. Es wird schwer, aber nicht unmöglich für die zuletzt starke Hübscher-Elf, die mit einem regelkonformen Wirrwarr in Halle punkten konnte. Natürlich haben sie auch gut gespielt.
Nun kommen also die Bayern. Aber sind sie nicht schon hier? Seit einigen Jahren zeichnet sich ein Trend im Norden Deutschlands ab, der im Süden ja schlicht als "Preußen" bezeichnet wird – oder wie der Lateiner weiß: “Borussia“ –, hin zu einer imitatio Baiuvariorum. Wir trinken Bayerisches Bier, essen Würste aus Bayern und fahren ihre Autos. Und seit einigen Jahren glaubt jede Kleinstadt etwas wie ein Oktoberfest austragen zu müssen. Gefeiert wird dann in einem Bayernzelt und überall wehen blau-weiße Flaggen. Auch sitzen wir gerne im Biergarten, ebenfalls eine Bayerische Erfindung.
Das Sprichwort „It's nice to be a Preiß, but it's higher to be a Bayer” scheint also zu stimmen. Sie dachten wohl eher Deutschland sei durch McDonald’s und Starbucks amerikanisiert worden, aber sie haben die Brezeln vor lauter Burgern nicht gesehen. Wir werden Bayernisiert. Besonders im Fußball bekommen wir das zu spüren. Bayern München ist seit zehn Jahren deutscher Meister. Und sie dachten Merkel wäre unangefochten an der Macht. „Es darf keinen Verein über dem FCB geben“, soll Franz Josef Strauss einmal gesagt haben. Nein, das hat er natürlich nicht. Das klingt auch eher nach Uli Hoeneß, der ja bald aus dem Amt geht. Sein Neffe kommt übrigens nach Münster, denn er trainiert die Bayern II.
Da haben Sie es also. Die Bayern erwarten hier ein Heimspiel. Was soll der Preuße denn machen, wenn er vom Oktoberfest kommt? Etwa seine lokale Mannschaft unterstützen? Im Dirndl vom Discounter und satt vom Pizzaleberkäse? Nein, es kommt noch schlimmer. Das Ganze war von langer Hand geplant. Schon bei der Pressekonferenz gegen Viktoria Köln, vor zwei Wochen, als bekannt gegeben wurde, dass man bereits an diesem Zeitpunkt mehr Tickets für die Bayern verkauft hatte als gegen Köln. Ja sie lesen richtig, „für“ die Bayern, nicht „gegen“ die Bayern. Denn wie heißt es noch so schön: „In Bayern daheim, in der Welt zuhause“.
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