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Niederlande bekommt Teil-Lockdown

Angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen gilt in den Niederlanden als erstem westeuropäischen Land ab Samstagabend wieder ein Teil-Lockdown:

Betroffen sind Gastronomie, Geschäfte und Sportaktivitäten, größere Veranstaltungen müssen abgesagt werden. In Österreich dürfte schon bald ein landesweiter Lockdown für Ungeimpfte in Kraft treten. Das Land wird von Berlin ebenso wie Tschechien und Ungarn ab Sonntag wieder als Hochrisikogebiet eingestuft.

Für die nächsten drei Wochen müssen Bars, Restaurants und Supermärkte in den Niederlanden um 20.00 Uhr schließen, Geschäfte für den nicht dringend nötigen Bedarf bereits um 18.00 Uhr. Die Bürger dürfen sich nur mit maximal vier weiteren Menschen in ihren Wohnungen treffen, Arbeitnehmer sollen möglichst im Homeoffice arbeiten.

Auch die Freizeitaktivitäten unterliegen in den Niederlanden erneut strikten Einschränkungen: Größere Veranstaltungen müssen abgesagt werden, Fußballspiele werden erneut ohne Publikum stattfinden. Die Schulen sollen jedoch geöffnet bleiben, auch soll es keine Ausgangsbeschränkungen geben.

Ministerpräsident Mark Rutte sprach am Freitag bei der Ankündigung der Maßnahmen von einem "harten Schlag für einige Wochen". Doch seien sie nötig, denn: "Das Virus ist überall, im ganzen Land, in allen Branchen und allen Altersgruppen." Begleitet wurden Ruttes Ankündigungen von teils gewaltsamen Protesten von rund 200 Menschen in Den Haag. Sie wurden von der Polizei mit Wasserwerfern aufgelöst.

In ganz Europa steigen die Corona-Infektionsfälle seit einigen Wochen wieder stark an. Viele Krankenhäuser sind wegen der vielen Corona-Patienten überlastet, die Intensivstationen voll. Viele der Schwererkrankten und Todesopfer sind laut den Behörden ungeimpft. 

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) stufte am Freitag die Corona-Lage in zehn Ländern der Europäischen Union als "sehr besorgniserregend" ein. Zu ihnen zählten unter anderem Polen, Belgien, die Niederlande und Tschechien. In 13 weiteren Ländern, darunter Deutschland und Österreich, ist die Lage laut ECDC "besorgniserregend". Die Länder mit geringerer Impfrate sind demnach am stärksten betroffen.

In Deutschland sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts vom Samstag 67,5 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, das entspricht gerade mal dem EU-Durchschnitt. Österreich liegt mit einer Impfquote von 65 Prozent knapp darunter. Am Samstag wies das Land eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 800 Fällen pro 100.000 Einwohner auf, in Deutschland lag die Inzidenz bei 277,4. 

Um mehr Leute zum Impfen zu bringen, will Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) alle Nicht-Immunisierten in den Lockdown schicken. Die Maßnahme muss noch vom Parlament und den Regierungschefs der Länder abgesegnet werden, bevor sie landesweit eingeführt werden kann. Sie könnten schon am Sonntag ihr grünes Licht geben.

In den besonders betroffenen Bundesländern Oberösterreich und Salzburg gilt die neue Form des Lockdown bereits ab Montag: Ungeimpfte dürfen dann nur noch ihr Zuhause verlassen, um Lebensmittel oder andere unerlässliche Waren einkaufen zu gehen, Sport zu treiben oder wenn sie medizinische Hilfe benötigen. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kündigte zusätzlich eine Impfpflicht für die Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegesektor an.

Als erste Region in der EU will die Landeshauptstadt Wien ab Montag darüber hinaus mit der Impfung von Kindern zwischen fünf und elf Jahren beginnen. Wiens Einwohner können zudem schon vier Monate statt sechs Monate nach ihrer zweiten Impfung eine Auffrischungsimpfung erhalten. 

Für viele Reisende kommen die Maßnahmen jedoch zu spät. Wer aus Österreich, Tschechien oder Ungarn nach Deutschland einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss sich ab Sonntag wieder zehn Tage lang isolieren. Die Quarantäne kann frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Corona-Test beendet werden. 

ans/dja