Wer das Tropenhaus des Allwetterzoos Münster betritt, wird zwar nicht sein blaues Wunder erleben, aber immerhin was auf die Ohren bekommen. Denn seit Beginn des neuen Jahrzehnts leben zwei „Große Beos“ in einer der Volieren des Tropenhauses.
Die Tiere sind aus einer privaten Aufzucht und werden Zoobesucher wie Mitarbeiter mit ihren Gesängen unterhalten. „Die Tiere, ein Geschwisterpaar, haben wir von einem privaten Züchter im Münsterland bekommen. Sie sind beide noch recht jung und werden erst im kommenden Jahr geschlechtsreif“, erklärt Dr. Dirk Wewers vom Allwetterzoo Münster.
Wer die schwarzen Sangeskünstler mit ihrem markanten orangefarbenen Schnabel erleben will, sollte aber nicht zu lange warten. Denn das gefiederte Duo wird noch in 2020, mit Baubeginn des südamerikanischen Pantanal, in andere Zoos abgegeben, wo sie zur Nachzucht mit anderen Beos zusammengeführt werden. „Das ist für den weltweiten Bestand dieser Tiere auch dringend nötig, hat die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) den Beo nicht ohne Grund zum ,Zootier des Jahres 2020‘ ernannt“, erläutert der Kurator der betont, das gerade der „Große Beo“ besonders stark gefährdet ist. Das der Allwetterzoo Münster die Tiere temporär beherbergen kann, verdankt er auch dem Vogelzucht- und Schutzverein Rietberg. Dieser nimmt an der Silent Forest Kampagne teil und war bereit den Erwerb der zwei Großen Beos mit 1500 Euro maßgeblich zu fördern.
Die monogam lebenden Vögel sind sehr anspruchsvoll bei der Wahl eines geeigneten Partners. Daher ist es selbst für erfahrene Zoos und Züchter eine Herausforderung, die intelligenten Vögel nachzuzüchten, weshalb die talentierten Stare auch in zoologischen Gärten eine Seltenheit geworden sind. Dirk Wewers: „Umso mehr freuen wir uns, zwei dieser selten gewordenen Vögel bei uns eine temporäre Heimat geben zu können und hoffen, dass das Geschwisterpaar in ihren jeweiligen neuen Heimatzoos zum Fortbestand der weltweiten Population beiträgt.“
Die Tiere werden in ihren natürlichen Herkunftsländern gefangen und als Haustiere gehalten, was ihnen ein einsames Leben in meist kleinen Käfigen beschert. Sie sind deswegen so beliebte Haustiere, da sie musikalischer als so mancher Papagei sind und sogar menschliche, wie auch technische Geräusche nachahmen können. In manchen Ländern verkauft man Beos zudem als Delikatesse, was die Bestände zusätzlich dezimiert. Die Bestände der Vögel sind dadurch in den vergangenen Jahren deutlich eingebrochen und die Beos drohen ausgerottet zu werden. Um auf diese Gefahr aufmerksam zu machen, hat die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) den Beo zum „Zootier des Jahres 2020“ ernannt.
Fotos: Allwetterzoo